Instandsetzung eines gerissenen Greiferzahnrads einer Adlerette mit Umlaufgreifer
Anleitung erstellt durch Ansgar Blessing
Ja, der
Aufwand dieser Reparatur wäre nach heutigen Maßstäben als Lohnarbeit kaum bezahlbar – aber es haben ja schon Einige gemeint, Geld sei nicht alles. ;-) Aber mehr Aufwand als 10mal
Sportschau kucken war es jetzt auch wieder nicht …
Ich bekam eine Totalschaden-Adlerette auf den Tisch – durchgebrochenes Zahnrad des
Greiferantriebes mit Komplett-Blockade – und nun funktioniert sie wieder. Am Endes des Textes findet sich eine Bild-Collage der Arbeiten – vielleicht hilft die Vorgehensweise
ja auch in anderen Fällen. Die Passgenauigkeit ist nun praktisch perfekt – die Maschine läßt sich ohne eine "Hakel-Stelle" o.ä. durchdrehen und näht im Vollgas, sowohl gerade als
auch ZickZack. Fein.
Das
Hauptproblem liegt im Schrumpfen des Kunststoffes. Dies erzeugt so hohe Spannungen, dass sich Risse oft bei den Bohrungen/Ecken/Kanten ausbreiten und schließlich das Zahnrad ganz
reißt.
Das
Wesentliche bei der Reparatur war daher auch, zunächst den Metallkern aus der (umspritzten) Kunststoffhülle "heraus zu operieren" und diese dann spannungsfrei wieder zusammenzudrücken und über
eine Expoxisharz-Verklebung so zu fixieren.
Das Ergebnis
sieht man auf der Collage: Der Metallkern wurde von innen her mit dem Innendrehmeißel genau in dem Einstich getrennt, der das Abrutschen des umspritzten Zahnrades verhindert. Der Ring im
Vordergrund und die Metallbuchse waren ein einziges Teil. Nach dieser vorsichtigen Trennung (auf der Drehmaschine) konnte die Metallbuchse herausgezogen werden - und damit konnte nun das
Kunststoffzahnrad wieder zusammengedrückt werden, auch wenn es ja geschrumpft ist. Nun hat es vielleicht ein/zwei Prozent weniger Durchmesser, aber die Rissfugen passen perfekt zusammen. Dann
habe ich den "Aluminium-Mantel" genau so weit von innen her aufgedreht, dass das zusammengedrückte Zahnrad mit ganz leichtem Druck hineingeschoben werden konnte - der Riss also perfekt
zusammengedrückt wurde (mittleres Bild der oberen Reihe). Das ist der Casus Knacktus bei der ganzen Angelegenheit – der Rest ist quasi nur "handwerkliches Erledigen".
Der
Kraftschluss zum Antrieb wird letztlich über Epoxidharz hergestellt. Dieses haftet hervorragend an Stahl, aber eben leider nicht/kaum am Actelharz des Zahnrades. (Acetalharz kann eh kaum geklebt
werden, wenn man nicht industrielle Mittel wie z.B. Coronabehandlung oder Beizen zur Verfügung hat - aber das wissen Sie ja – leider – auch...). Deshalb habe ich die "Verzahnung"
(Riffelung) an der Innenseite des Zahnrades gelassen, wie sie ist – also nicht überdreht oder ähnliches – damit später das Epoxidharz formschlüssig in diese Riffelung eingreifen kann
und so das Drehmoment des Antriebes von der Stahlbuchse auf das Zahnrad übertragen werden kann.
Nun wurde die
Stahlbuchse soweit abgedreht, bis sie sich fast kraftlos, aber noch zentriert, in das zusammengedrückte Zahnrad einschieben ließ. Das fehlende Stück der Metallbuchse (die Trennung in der
"anfänglichen Operation") wurde durch ein Messingstück ersetzt. Vordrehen, Auflöten mit normalem Elektroniklot und anschließendem Überdrehen.
Nachdem auch
die Bohrungen im Alu-Mantel für die späteren Schrauben gemacht waren, wurden die Gewinde in der Stahlbuchse mit Fett vollgestrichen, damit kein Epoxidharz dort hineinfließen kann. Die glatten
Fügeflächen (Buchse außen, Zahnrad außen, Alu innen) mit 180er Schleifpapier vorsichtig aufrauhen. Dann ausreichend, aber nicht zu viel, Epoxidharz auf die Buchse auftragen, zuerst das Zahnrad
und erst anschließend den Alumantel aufschieben. Dadurch wird das Harz in die Riffelung auf der Innenseite des Zahnrades gedrückt.
Nun das
überschüssige Harz abwischen und vor allem aus der Verzahnung entfernen - das geht mit einem gefalteten Papierstückchen ganz gut.
Nach dem
Aushärten des Harzes die Bohrungen der Schräubchen vom Fett befreien und die Schräubchen eindrehen. Wenn es von außen nicht so gut geht, weil doch etwas Harz im Wege ist, so kann man die
Schrauben von innen her nach außen in die Bohrungen einschrauben (mit Pinzette und Geduld ...).
Am Greifer
selbst befindet sich noch ein Blech um das Zahnrad, sollte wohl das Wegspritzen von Fett verhindern. Dieses Blech muss auch ein paar Zehntel abgedreht werden, sonst kollidiert dort der Alumantel
des "neu eingefassten Zahnrades". Geht aber gut.
Text und Bilder: Ansgar Blessing, Dezember 2014