Adler
Die Gründer der 1. Bielefelder Nähmaschinen Fabrik (1861), Carl Baer und Heinrich Koch, kannten sich aus der Berliner Nähmaschinenfabrik von Carl Beermann, wo beide gearbeitet hatten. Ein Hauptabnehmer der Beermannschen Nähmaschinen war die Bielefelder Wäschefabrik. Aus dieser Verbindung resultierte C. Baers Entschluss, mit H. Koch in Bielefeld eine Nähmaschinenfabrik zu gründen. Sie bauten wie die Firma Beermann Nähmaschinen nach der Bauweise von Wheeler & Wilson, meist Spezialmaschinen für Gewerbe und Industrie. Auch nach dem Ausscheiden von C. Baer, der 1865 eine weitere Nähmaschinenfabrik (Phoenix) in Bielefeld gründete, wurden in der Nähmaschinenfabrik Koch & Co. hauptsächlich Spezial-Nähmaschinen gebaut. Ab 1890 stieg das Unternehmen sehr erfolgreich in die Produktion von Haushalts-Nähmaschinen nach der Bauweise von Wheeler & Wilson ein. Diese Nähmaschinen kamen unter dem Namen „Adler“ in den Handel und setzten sich, wegen ihrer hohen Qualität und Bauweise, sehr schnell bei den Verbrauchern durch. Der Name „Adler“ war bald sehr bekannt und die Firma Koch & Co. wurde mit diesem Namen identifiziert. Nach der Umwandlung in eine AG (1895) wurde der Name „Adler“ (1901) Bestandteil des neuen Firmennamens „Kochs Adler AG“.
Die hier gezeigte Haushalts-Nähmaschine Adler Kl. 8, kann in den Herstellungszeitraum vor 1898 eingeordnet werden. Es ist eine Nähmaschine nach der Bauweise von Wheeler & Wilson, die mit dem leistungsstarken eintourigen Umlaufgreifer mit Brille (Rundschiffchen) ausgestattet ist (Fotos Nr. 07 - 11), vor- und rückwärts nähen kann und bei der die Laufrichtung des Handrades nach hinten geht. Bis auf die handliche Größe an dieser Nähmaschine kann ich äußerlich an ihr keine Ähnlichkeit mit einer Singer-Nähmaschine erkennen. Im Vergleich mit einer Singer kann ich aber sagen, dass ihre Mechanik genau so leichtgängig und leise funktioniert. Heute ist diese Nähmaschine über 100 Jahre alt und ich kann sagen, dass sie bei guter Pflege zu den Unkaputtbaren und für die Ewigkeit gebauten Nähmaschinen gehören kann. Leider gibt es das einst zu ihr gehörende dekorative Eisengestell nicht mehr. Frühere Besitzer haben ihre Halterung (Foto Nr. 19) verändert und sie in einen neuzeitlichen Nähmaschinen-Schrank mit der Option zum Versenken eingebaut. In den beiden Seiten des Eisengestells war im unteren Teil ein großer Adler mit geöffneten Flügeln abgebildet. Auf seiner Brust befand sich das Wappen mit den Buchstaben „HK“, über dem Adler stand der Schriftzug „Original“ und darunter „Adler“.
Bei der hier vorgestellten Maschine ist der Stichstellerhebel leider abgebrochen.
Entsprechend ihrer Bauweise gehört die Adler Kl. 8 in meine 1. Liga und sie erreicht unter den vergleichbaren Maschinen auf meiner Skala von 1 bis 10, 10 Punkte.
Vorteile
einfache Bedienung, leichtgängige Mechanik, Maschine näht auch rückwärts, relativ schnelles Nähen möglich, sauberes Nahtbild
Nachteile
keine Vorrichtung für einen Anbaumotor, Zubehör wie Kapseln und Spulen nur als Gebraucht-Ware erhältlich, Rundkolben-Nadeln 287, Laufrichtung des Handrades geht nach hinten, anspruchsvolles Einfädeln des Oberfadens, Gewicht der Maschine 12 kg.
Zu diesem Typ siehe auch "Claes Patent Elastique".
Die Adler "Littauer" ist baugleich mit der Adler 8 (siehe oben), sie ist vermutlich die Exportversion der Klasse 8.
Diese Ledernähmaschine benötigt Nadeln des Systems 332 bzw. 29 x 3 bzw. SY 3741.
Die Adler Geradstich-Nähmaschine Kl. 15, nach der Bauweise von Wheeler & Wilson, ist aus dem Zeitraum um 1920 und war ein Schnellnäher seiner Zeit. Im Vergleich mit der Adler Kl. 8 gibt es diverse technische und optische Veränderungen. Die Kl. 15 ist größer gebaut, das Flachbett hat die normale Standardgröße und die Hauptwelle ist um 1 cm höher als die der Kl. 8. Die Spulenkapsel und Spule der Kl. 15 ist kleiner, weiterhin gibt es Veränderungen am Greifer- u. Transportantrieb. Die Aufspulvorrichtung ist ohne Gummi und muss beim Spulen gegen den Antriebsriemen gedrückt werden. Die Nähmaschine ist ein erhaltenswürdiger Oldie, schon deswegen, weil Maschinen in dieser Art nicht so lange gebaut wurden wie vergleichbare Singer-Modelle (z.B. Singer Kl. 15) aus dieser Zeit. Die Adler-Nähmaschinen der Klasse 15 haben den eintourigen Umlaufgreifer mit Brille (auch Rundschiffchen genannt) nach Wheeler und Wilson, eine umfangreichere Oberfadenspannung, die Laufrichtung des Antriebs geht im Uhrzeigersinn (Handrad wird nach hinten gedreht) und sie nähen auch schon rückwärts. Diese Maschinen haben eine interessante Form, wirken auf den Betrachter eher eckig und kantig, aber machen neugierig und geben Anlass zum intensiven Kennenlernen. Wie ein Retter in letzter Not kam ich mir vor, als ich die Adler vor der Verschrottung bewahren konnte. Ein schlechter Standort hat sie schwer gezeichnet, die schützende Haube konnte an der Maschine Schlimmeres verhindern, aber das Gestell musste ich entrosten und neu streichen. Gründlich gereinigt und geölt funktioniert die Mechanik wieder tadellos und leichtgängig. Mit ihrem angenehmen und sauberen Nähverhalten kann sie auch heute noch eine große Hilfe im Haushalt sein, man muss sie aber per Fuß bedienen, weil sie keine Vorrichtung für einen Anbaumotor besitzt. Eine Maschine wie diese gehört bei mir in die 1. Liga, sie erreicht auf meiner Skala von 1 bis 10 10 Punkte, weil sie unter den vergleichbaren Maschinen dafür alle meine Kriterien erfüllt.
Vorteile
leichtgängige Mechanik, großes Schwungrad, relativ schnelles Nähen möglich, Maschine näht auch rückwärts
Nachteile
nur Fußantrieb möglich, Zubehör wie Kapseln und Spulen nur als Gebrauchtware erhältlich, Rundkolben-Nadeln 287, Laufrichtung des Handrades nach hinten, anspruchsvolles Einfädeln des Oberfadens, Gewicht 15 kg
Text: I. Naumann
Wir sehen hier eine sehr gut erhaltene Adler "Rundschiffchen mit Brille"-Nähmaschine aus dem Jahre 1925. Sie benötigt Rundkolbennadeln des Systems 287. In der Bedienungsanleitung steht, dass sie damals die beste schnellnähende Nähmaschine war. Die Lösung dafür war das größere Antriebsschwungrad. Ausnahmsweise kennen wir bei dieser Maschine das genaue Alter und ich muss sagen, dass sie als neue Maschine sicher nicht anders genäht hat als heute. Sie ist 100prozentig einsatzfähig und hat ein sauberes Nahtbild, wird aber wegen ihrer Schönheit als Dekoration genutzt. Es kann eine Maschine für die Ewigkeit sein, und bei guter Pflege wird sie ihr Alter verdoppeln. Die Maschine gehört in die 1. Liga und erhält auf meiner Skala von 1 bis 10, 10 Punkte.
Vorteie
großes Schwungrad,
Nachteile
Nadelsystem 287
Text: I. Naumann
Gewerbenähmaschine für Segel, Zelte, Sportartikel; Barrelschliff, Gelenkfadengeber,
Durchgangsraum 310x185 mm, Nadeln Typ 328.
Text folgt.
Sie sehen hier die Automatik-Nähmaschine von Adler, wie sie in den 50er Jahren in Bielefeld hergestellt wurde. Dieses Modell gibt es auch in der Ausführung 153 A mit Kurvensätzen und CB-Greifer. Die Maschine gehört zu den hochwertigen Modellen, die nicht nur als Haushaltsnähmaschine sondern auch im Schneidergewerbe ihren Einsatz fanden. Es ist eine robuste Nähmaschine mit hohem Komfort, die unter anderem auch durch ihre Zierstich-Automatik allen Anforderungen gerecht wird. Durch ihre stabile Bauweise ist sie in der Lage, schwere Materialien problemlos zu bearbeiten. Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein Leichtgewicht, dieser Eindruck täuscht aber gewaltig. Die Maschine ist vollkommen aus Metall, bis auf ein Zahnrad, das mit Kunststoff überzogen ist, und wiegt 17 kg. Beim Kunststoffzahnrad handelt sich um langlebigen Kunststoff, der an dieser Stelle den Lauf der Mechanik positiv beeinflusst. Als Schwachstelle an dieser Maschine kann ich nur den Zahnriemen nennen, den man heute als Ersatzteil für eine Maschine, die schon über 50 Jahre alt ist, schlecht erwerben kann. Die Adlermatic arbeitet mit dem normalen Doppel-Umlaufgreifer und den Flachkolbennadeln des Systems 705. Die Bedienung ist einfach und übersichtlich geregelt. Eigentlich ist auch das Einsetzen der Zierstich-Kurven einfach, wenn an den Bedienknöpfen der Automatik die Bezeichnung "Ein" und "Aus" stehen würde. Sie sehen im Bild Nr.: 5 das Fach für die Kurvensätze und darunter die Bedienknöpfe der Automatik, welche mit rotem Punkt nach unten ausgeschaltet ist. In der Position "Aus" erfolgt auch der Austausch eines Kurvensatzes. Der eingeschaltete linke Bedienknopf, (roter Punkt nach oben), bewirkt einen automatischen Nadelausschlag (L, M, R) und der rechte Bedienknopf, (roter Punkt nach oben), ist für die automatische Stichbreite zuständig. Das besondere an dieser Automatik ist, dass nicht beide Knöpfe eingeschaltet werden müssen. Schalten sie nur den linken Knopf ein und regulieren den Rechten mit der Hand oder umgedreht, dann können Sie eine Vielzahl an Stichen individuell herstellen. Natürlich klingt das beim ersten Mal sehr kompliziert, aber praktisch ist es sehr schnell zu verstehen. Ob man die Vielzahl der Stiche, die man mit der Adlermatic machen kann, auch nutzt, ist eine andere Tatsache. Ich finde es sehr gut, dass man bei ihr auch den genähten Zickzack und den elastischen Blindstich einstellen kann, denn das sind Stiche, auf die ich ungern verzichte. Den genähten Zickzack erreichen sie mit dem Kurvensatz 1a, linker Automatikknopf auf "An", rechter Knopf auf "Aus", bei einer Stichlänge von 1 bis 2. Den elastischen Blindstich erstellen sie auch mit dem Kurvensatz 1a, auf der Einstellung, linker Knopf "An", rechter Knopf "Aus" und eine Zickzack Einstellung von 2.
Es macht nicht nur Spaß mit der Adlermatic Zierstiche auszuprobieren, sondern es macht auch viel Freude mit dieser sehr genau und leise nähenden Maschine zu arbeiten. Das Foto
Nr. 22 und folgende zeigt die Grundstiche jedes einzelnen Kurvensatzes. Jeder hier gezeigte Zierstich lässt sich in der Größe verändern, so dass sich die Anzahl der möglichen Zierstiche
vervielfacht. Die Adlermatic verfügt über eine umfangreiche und sehr hochwertige Mechanik, die immer gut geölt sein möchte. Bei mir gehört die Adlermatic in die 1. Liga und auf meiner
Skala von 1 bis 10 erreicht sie 9 Punkte.
Vorteile
Umlaufgreifer (Austausch der Kapseln + Spule z.B. von Meister,Ideal,Veritas,Naumann möglich), Nadelsystem 705, hochwertige Mechanik,
hoher Komfort, leicht überschaubare Bedienung
Nachteile
Ersatzteilbeschaffung (z.B.Zahnriemen), Gewicht 17 kg (bei transportablen Maschinen nachteilig), Anbau eines Motors möglich, es passt allerdings wegen der Handradverkleidung nicht jede Motorhalterung, ein Zahnrad weist Kunststoffanteil auf (siehe Foto Nr.:18), lt. Auskunft einer Fachwerkstatt soll es aber unbedenklich sein.
Text: I. Naumann
Die Adler 153A hatte ich im Netz schon sehr häufig gesehen … die Adler 189A auch hin und wieder mal. Aber eine 189AB, mit Automatik und Biesen, dazu mit Zuganlasser und Kniehebel noch nie. Die musste ich haben. Also vorab ein wenig informiert.
Daher wusste ich, dass sie manchmal Probleme mit dem Zahnriemen haben:
– Mit Glück haben sie eine Schnurkette (wie bei Pfaff u.ä.), diese sind am seltesten
– Manche haben einen schwarzen Zahnriemen (ein Zahnriemen in hoher Qualität, leider selten.
– Die meisten besitzen leider einen bernsteinfarbenen Zahnriemen (ein minderwertiger Zahnriemen).
Aber angeblich sollte es ja Ersatzriemen geben, so hatte ich es gelesen. Also hab ich einfach mal diese Maschine günstig ersteigert (ein Foto vom Riemen war nicht abgebildet). Und bei Abholung das große Dilemma erblickt …
Da die Maschine einen dieser gelblichen Riemen hatte, die total zerbröselt waren (nur die Metallfäden waren noch über), musste eine Lösung für dieses Problem her.
Nur gab es die zu dem Zeitpunkt, als ich die Maschine bekam, die Riemen nicht mehr zu erwerben. Das erfuhr ich aber erst durch weitere Recherchen, hinterher.
Also natürlich im Nähmaschinentechnik-Forum um Rat gefragt (mein Dank geht dabei besonders an “Klaus aus A” und “Fischkopp”). Und nach ein wenig Herumtüftelei haben wir einen Zahnriemen besorgt, der von der Länge her dem originalen Riemen am nächsten kam. Da aber die originalen Zahnräder natürlich nicht mehr passten, haben wir Neue mit der moderneren Teilung und Zahnform angefertigt, Zahnräder und Riemen mit einiger Fummelei ausgetauscht und die Maschine wieder neu eingestellt. Nach kurzer Zeit stellte sich aber heraus, dass der Riemen doch einen Tick zu lang war und die Zähne manchmal übersprangen (bei langsamer Geschwindigkeit ging es noch, aber je schneller man nähte, um so schlimmer war es), dadurch stimmte natürlich das Timing gar nicht mehr und es gab Nadelbruch.
Deshalb musste ein Riemenspanner her. Ist ja bei anderen Maschinen auch durchaus im Einsatz, deshalb hofften wir, dass dieser das Problem lösen würde.
Und tatsächlich! Seitdem der Riemenspanner drin ist, läuft die Maschine ganz wunderbar. Der Motor der Adler mußte auch noch komplett überholt werden, denn sämtliche Kabel fehlten. Und die waren natürlich auch nicht aufzutreiben, weshalb die Kabel alle direkt am Motor ohne Stecker angeschlossen wurden. Das Lochstickzubehör und einige Füßchen (siehe Fotos) habe ich durch Zufall noch bei Ebay gefunden und sie mir dazu geholt. Nun hat die Maschine sehr umfangreiches Zubehör.
Für manche ist diese Lösung zwar absolut indiskutabel und nicht annehmbar (da nicht “original”), aber ich bin froh, dass ich die Maschine nun nutzen kann und werde mich noch lange an ihr erfreuen.
Hinweis: Die Adler besitzt einen Biesennadelhalter und benötigt Rundkolbennadeln des Typs 1738.
Text: Bianca Schlappa
Diese Adler Geradestichnähmaschine ca. aus dem Jahr 1958 stellt technisch das untere Ende der von Adler angebotenen Haushaltsnähmaschinen dar. Das Modell wurde nur mit einem mitgehenden CB-Greifer ausgestattet, so sind keine hohen Stichzahlen möglich. Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine tadellos konstruierte Maschine in bekannter Adler-Qualität.