Brother
Zur Geschichte.
Ab den 1980er Jahren hielt die Elektronik Einzug in die Haushalte. Die ersten elektronischen Taschenrechner erscheinen, Haushalts-Schreibmaschinen werden elektrifiziert. Die LCD-Anzeige wird modern. Die hier vorgestellte Brother folgt diesem Trend.
„Electronic“ prangt stolz auf dem Kunstoff-Gehäuse. Eine LCD-Anzeige ist in die Front integriert und gibt je nach gewähltem Programm dem Nutzer nützliche Informationen, sogar in Laufschrift! Je nach gewähltem Nutzstich wird z.B. eine empfohlene Stichlänge und -breite hierfür im Display angezeigt.
Alle Grundfunktionen der Maschine werden mechanisch gesteuert, die verschiedenen Zierstiche durch einen eingebauten Schablonenblock. Elektrische Kontakte geben die jeweilige Einstellung an den eingebauten Chip weiter, der dann seine eingespeicherten Informationen zum gewählten Zierstich zuverlässig im LC-Display anzeigt, und dazu noch auf Knopfdruck weitere Kurzinfos in Laufschrift preisgibt.
Bei Erhalt der Maschine zeigte das Display allerdings permanent an: „Maschine spult“, zudem holte sie den Unterfaden nicht zuverlässig. Da die Funktionen allerdings komplett mechanisch gesteuert werden, konnte die Anzeige des Displays auch einfach ignoriert werden. Näht trotzdem!
Unterfadenfehler war wie oft ein klemmender Fadenrest im Greifer... Nach Säubern und peniblem Einstellen der mechanischen Elektro-Kontakte tauchte dann auch die richtige jeweils passende LCD-Anzeige wieder auf.
Robuste japanische Technik hergestellt in Taiwan, mit bewährtem CB-Greifer, dem Zeitgeist folgend „Electronic“, die allerdings keinerlei Steuerungsfunktion hat, sondern allein hilfreiche Informationen für Nutzer bietet.
Eine Übersicht der verschiedenen Zierstiche mit Piktogrammen und entsprechenden Nummern des Wahlschalters erleichtert die Bedienung. Dieser ist mit Farbverlauf von Gelb nach Rot unterlegt. Auch ein neuer Trend der Zeit.
Hier ist der Farbverlauf ein reines Stilmittel. Ein ganz ähnliches Design findet sich einige Jahre später z.B. auch bei der massenhaft von Aldi vertriebenen Necci 559 wieder. Bei einigen Pfaff-Maschinen z.B. Dualmatic und Synchrotronic dienten Farbmarkierungen zur besseren Bedienübersicht der Multifunktionstasten. Wer das wohl als erster eingeführt hat und dann schnell kopiert wurde?
Innen macht die Mechanik einen aufgeräumten und gut konstruierten Eindruck. Die Kraftübertragung kommt ohne Plastikzahnräder aus. Der CB-Geifer wird über Kolbenstangen und Umlenkgetriebe aus Metall angesteuert. Kunstoffteile sind in der Steuerungsmechanik verbaut. Die Ansteuerung der Zierstiche hin zum eingebauten Schablonenblock verläuft mechanisch über eine Kunstoffscheibe, die gleichzeitig über kleine Kontakte den Chip für die jeweiligen Informationen der LCD-Anzeige ansteuert. Der Körper ist aus Druckgussmetall, die Verkleidung komplett aus Kunststoff, was zum moderaten Gewicht (9 Kilo) beiträgt.
Ein herausziehbarer, mechanischer Anschlag mit zusätzlichem elektrischem Kontakt aktiviert die enthaltene Knopflochautomatik. Blinkend zeigt dann die LCD- Anzeige „Knopflochhebel“. Ist dieser brav gezogen und gedrückt, ist die Maschine zufrieden. Der Hebel ist recht filigran aufgehängt, auch hier musste der Kontakt neu justiert werden.
Der Nähfussdruck ist sehr komfortabel von oben durch Eindrücken eines Stiftes einstellbar. Dieser Mechanismus rastet durch reinen Klemmdruck stufenlos ein und arbeitet nicht wie sonst meist üblich mit einer Regulierschraube für den Federdruck. Dies ist leider auch eine kleine Schwachstelle. Bei stärkeren Vibrationen durch schnelles Nähen dicker Stoffe hält die Klemmung auf Dauer nicht, der Stift wandert langsam nach oben und der Nähfussdruck kann nachlassen.
Mit den vorhandenen Zierstichen (funktionieren alle sauber), extra Knopflochautomatik, Schnellwechselnähfuß, der durchaus informativen LCD-Anzeige und der präzise und robust gearbeiteten japanische/taiwanesischen CB-Greifer Mechanik ist die Brother VX950 eine Haushaltsmaschine, die durch übersichtliche Bedienung sowohl für Nähanfänger wie ambitionierte Hobbynäher/innen geeignet ist.
So ist es kein Wunder, das die innovative LCD-Maschine vom Versandhandelsunternehmen Quelle umgelabelt zu „Topstar“ in Konkurrenz zu den europäischen Traditionsunternehmen trat ...
Vorteile
Sehr übersichtliche Bedienung, außer in der Steuerungsmechanik kaum Kunstoffteile, robuster CB-Greifer, clevere Staubschutz-Abdeckung ohne Koffer, kompakt. Auch mit defekter „Elektronic“ funktionsfähig.
Nachteile
Nähfußdruck verstellt sich gern von selbst, elektromechanische Kontakte oxydieren oder sind verbogen.
Text: U. Blumental