Die Firma Dorina Nähmaschinen GmbH wurde 1964 von Pfaff gemeinsam mit Janome in Durlach gegründet. Von Pfaff wurden die Gehäuse, von Janome die Technik geliefert. In Deutschland wurden die Nähmaschinen dieser Kooperation unter Markennamen wie Gritzner, Pfaff Hobby, Quelle Privileg oder Karstadt Dorina angeboten.
"Mit Japan arrangiert"
2. Juli 1965, 8:00 Uhr, AUS DER ZEIT NR. 27/1965
Als der "Rolls-Royce der Nähmaschine" zu gelten ist schmeichelhaft. Trotzdem verwendet die größte Nähmaschinenfabrik des Kontinents, die G. M. Pfaff AG in Kaiserslautern, seit Monaten bedeutende Summen dafür, dieses Renommee loszuwerden. Eine großangelegte Werbekampagne dient vor allem dem Ziel, Pfaff ein anderes Image zu schaffen.
Künftig sollen auch solche Leute in die zahlreichen Pfaff-Verkaufsfilialen gelockt werden, die mit einer schmaleren Börse rechnen müssen. Der Lockvogel für diesen Zweck heißt Calanda; es ist eine einfache Geradstichnähmaschine zu einem unverbindlichen Richtpreis von 198 Mark. Calanda ist weit gereist. Sie kommt aus Übersee. Denn bei Pfaff, wie übrigens auch in den anderen Häusern der deutschen Nähmaschinenindustrie, hat man sich damit abgefunden, daß derartig einfache und billige Maschinen in Europa nicht mehr zu lohnenden Bedingungen hergestellt werden können. Auch Dorina, ein deutsch-japanisches Mischlingskind und etwa 200 Mark teurer, stammt nur zur Hälfte aus der heimischen Produktion. Diese Zickzacknähmaschine der unteren Preisklasse wird in Karlsruhe von der 1964 gegründeten Dorina Nähmaschinen GmbH montiert, deren 4 Millionen Mark betragendes Kapital sich Pfaff und die Tokioter Firma Janome Sewing Machine Co Ltd. je zur Hälfte teilen.
Das Zusammengehen von Pfaff mit einer japanischen Firma ist typisch für die übrige Nähmaschinenindustrie. Auch die restlichen deutschen Nähmaschinenfabrikanten retteten sich vor der gefährlichen Offensive aus Nippon, indem sie ihren japanischen Konkurrenten die Hand zum Bunde reichten. Ob sich diese "Hochzeiten" auszahlen, muß sich allerdings erst noch zeigen.
Ein wichtiges Ziel hat man indessen schon erreicht. Der Schreckenstag der vollen Liberalisierung für die Einfuhr japanischer Nähmaschinen ist noch einmal hinausgeschoben worden. Die bisher bestehenden Einfuhrkontingente sind zwar tatsächlich Anfang dieses Jahres gefallen, jedoch konnte man sich mit der japanischen Konkurrenz dank der frisch geknüpften Bande arrangieren. Das Fazit ist ein Selbstbeschränkungsabkommen, in dem sich die Japaner selbst verpflichteten, für dieses Jahr nicht mehr als 140 000 Haushaltsnähmaschinen auf den deutschen Markt zu bringen.
Bei Pfaff ist die Zahl der hergestellten Haushaltsnähmaschinen nicht so rasch gewachsen wie im Branchendurchschnitt. Die Nähmaschine ist auf dem besten Weg, bei Pfaff ihre umsatzstärkste Position (47 Prozent) zu verlieren. Vor allem Industrienähmaschinen und Apparate und Vorrichtungen zum "Schweißen" von synthetischen Textilien tragen immer mehr zum Umsatz – und zum Gewinn bei. G. K.
"Zeit" online, Stichwort "Dorina", Version vom 29. März 2019, 10:00 Uhr, abrufbar unter
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