Keller

Keller

Zur Geschichte.

Keller Diora

Keller Diora, Automatik Haushaltsnähmaschine mit Schablonen, Freiarm mit Einbaumotor, Hersteller: Apparatebau AG, Goldach, Schweiz (Bilder: I. Naumann, M. Maag, Nähmaschinenverzeichnis)
Keller Diora, Automatik Haushaltsnähmaschine mit Schablonen, Freiarm mit Einbaumotor, Hersteller: Apparatebau AG, Goldach, Schweiz (Bilder: I. Naumann, M. Maag, Nähmaschinenverzeichnis)

Hier sehen sie das kleine Nähwunder namens „Keller Diora“, das Mitte der 60er Jahre in der Schweiz gebaut wurde. Den Namen Keller trägt sie, weil die Herstellerfirma der Keller-Nähmaschinen, die Apag in Goldach, Anfang der 60er Jahre die Nähmaschinenproduktion der Favta-Nähmaschinenfabrik aus Frauenfeld übernommen hat. Diese kleine Nähmaschine gibt es auch als Favta Automatik in einer anderen Farbe. Bis auf den Namen handelt es sich um die gleiche Bauart. Dass es sich bei dieser kleinen Maschine um eine Automatik mit Schablonen handelt ist beeindruckend. Sie hat eine hochwertige Mechanik, alles ist aus Metall, sie arbeitet mit dem CB-Greifer und benötigt die Flachkolbennadeln des Systems 705. Die Maschine ist mit 7 kg besonders leicht, bis auf den Anschiebetisch (aus Eisenblech) besteht ihr Gehäuse aus Aluminium-Guss. Die Mechanik der Maschine funktioniert perfekt und leise, nur der CB-Greifer erzeugt ein hörbares Nähgeräusch. Der Antrieb ähnelt durch das tiefe Handrad der kleinen Elna 1, aber sie wird mit einem Zahnriemen, der heute bei vielen dieser Maschinen unbrauchbar geworden ist, angetrieben. Das Foto Nr. 30 zeigt so einen defekten Keilriemen bei einer Favta. Im Video Zahnriemen ersetzen bei einer Favta Nähmaschine mit CB-Greifer - YouTube   sehen sie, wie Nähmaschinenfreund Mario bei dieser Favta den Keilriemen durch eine passende Schnurkette ersetzt hat.

Als ich die Keller Diora erworben habe, war sie auch dem Schrottplatz näher als dem Museum. Mario hat sich ihrer angenommen, sie, wie die Fotos Nr. 07 bis 22 zeigen, restauriert und neue Kondensatoren eingebaut.

Heute gehört die Keller Diora nicht nur ins Museum, sondern sie näht wieder wie eine Neue.  

Die kleine Keller ist ein besonderes Schätzchen aus meiner 1. Liga, sie erfüllt zwar meine Kriterien für eine Vergabe von 10 Punkten, ich kann ihr aber wegen der Schwachstelle Zahnriemen nur 9 Punkte geben.

Vorteile

einfache und überschaubare Bedienung, Gewicht 7 kg, CB-Greifer, Nadelsystem 705

Nachteile

der Keilriemen kann altersbedingt ausfallen, die alten Kondensatoren müssen meist wegen Ausfall erneuert werden

 

Text: I. Naumann

Keller 41

Keller 41 (Bilder: M. Maag)
Keller 41 (Bilder: M. Maag)

Keller 2800

Keller 2800 (Bilder: M. Maag)
Keller 2800 (Bilder: M. Maag)

Vorsicht, bei diesem Modell kommt es meist zu einem Totalsausfall durch einen zerbröselten Zahnriemen (keine Schnurkette).

Keller Perfecta

Keller Perfecta, Klasse 28, Automatik, Freiarm-Koffer-Haushaltsnähmaschine, 10 Programme und Einbaumotor, Hersteller: APAG  Apparatebau AG, Goldach – Schweiz (Bilder: I. Naumann)
Keller Perfecta, Klasse 28, Automatik, Freiarm-Koffer-Haushaltsnähmaschine, 10 Programme und Einbaumotor, Hersteller: APAG Apparatebau AG, Goldach – Schweiz (Bilder: I. Naumann)

Die hier gezeigte Keller Perfecta Kl. 28 Freiarm-Nähmaschine aus dem Jahr 1964 ist die Weiterentwicklung der Keller Perfecta Kl. 2800, die Ende der 50er Jahre von der APAG in Goldach, Schweiz gebaut wurde. Die Idee zu dieser Nähmaschine stammt aus einer Zeit, in der die Freiarm-Nähmaschine Elna Nr. 1 auf dem Vormarsch war und die Richtung im Nähmaschinenbau vorgab. Es war auch die Zeit, in der Stopfen und Sticken noch zu den täglichen Arbeiten einer Hausfrau gehörten. An der Form des entwickelten Freiarms erkennt man, dass Josef Keller beabsichtigte, einen Freiarm zu bauen, der den realen Bedingungen beim Stopfen und Sticken am nähesten kommt. Als genial und einzigartig kann man die technische Umsetzung zum Bau des schwenkbaren Freiarms von J. Keller bezeichnen. Er hat auf engstem Raum, in einem drehbaren und abnehmbarem Freiarm, die Mechanik für einen zickzacknähenden Umlaufgreifer mit versenkbarem Transporteur untergebracht. Dieser Freiarm hat einen Umfang von 22 cm und ist damit schlanker als der von Bernina- (23 cm) und Pfaff -(23,5 cm) Nähmaschinen, die in dieser Zeit gebaut wurden. Zu diesem Ergebnis kann man nur sagen, dies ist perfekte Vorzeigemechanik aus der Schweiz, die extrem leichtgängig und  leise funktioniert. Die Nähmaschine ist insgesamt sehr stabil gebaut, ihre Mechanik und das Gehäuse sind bis auf das Schnurketten-Antriebsrad, das Handrad und die sichtbar aus Kunststoff gefertigten Armaturen, aus Metall (Stahl und Aluminium), sie wiegt ca. 15 kg. Die Keller Perfecta ist nicht nur eine Zickzack-Nähmaschine mit Freiarm, es ist eine Automatik-Nähmaschine, die außer dem Gerade- und dem Zickzack-Stich 10 Zierstiche zum Sticken anbietet, aus denen weitere Stiche, durch die Veränderung der Stichbreite, -länge und Stichlage, entstehen. Die Bedienung dieser Automatik-Nähmaschine sieht kompliziert aus, auch für Kenner ist es nicht so einfach, so eine Maschine ohne Bedienungsanleitung zu nutzen. Foto Nr. 07 und 33 zeigen, welche Einstellungen beim Nähen von Zierstichen notwendig sind. Die Keller Kl. 28 hat ein spürbar angenehmes Nähverhalten, es unterscheidet sich deutlich von anderen Nähmaschinen (z.B. Bernina oder Pfaff), ich würde es als ein weiches Gleiten bezeichnen. Sie näht sehr sauber und kommt auch perfekt mit elastischen Microfaser-Stoffen zurecht. Wer heute eine Keller-Nähmaschine sein Eigen nennen darf, dem kann ich bestätigen, dass es sich bei dieser Maschine um einen erhaltungswürdigen Oldie handelt, der nicht nur Freunde der Mechanik begeistert, sondern auch dem Benutzer von heute äußerst nützlich sein kann. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass dieses mechanische Meisterwerk immer vorbildliche Pflege erfahren hat. Entsprechend der Bauweise dieser Maschine reiht sie sich unter den Langlebigen ein. Einziger Schwachpunkt ist bei der Kl. 28 die Elektrik, nach so langer Zeit sind meist der Kondensator und die elektrischen Kabel zu erneuern. Wie die Fotos Nr. 29, 30 und 31  zeigen, hat meine Keller, die ich erst als Oldie erworben habe, einen neuen Kondensator und neue Kabel erhalten. Bei anderen Keller-Modellen bildet der Zahnriemen zusätzlich eine Schwachstelle, bei Ausfall des Zahnriemens ist diese Nähmaschine nicht mehr einsatzfähig. Ich bin heute froh, dass ich mich für diesen außergewöhnlichen Oldie entschieden habe, sie hat es sehr gut bei mir, dafür belohnt sie mich mit ihrem wunderbaren Nähverhalten. Die Keller gehört in meine 1. Liga, auf meiner Skala von 1 bis 10 erreicht sie 9 Punkte, weil es Kunststoff in der Mechanik gibt. 

Vorteile

hochwertige Bauweise, leichtgängige Mechanik, Umlaufgreiferkapseln der Singer 103 und Singer 95 passen, Nadelsystem 705/130, Schnurketten-Antrieb, versenkbarer Transporteur

Nachteile

schwere Maschine (Gewicht 15 kg), komplizierte Bedienung

Hinweise

um ein Festsitzen der Mechanik zu verhindern, muss die Keller immer gut gereinigt und geölt sein

Maße der Schnurkette: 115 Kettenglieder, Breite eines Kettengliedes ca. 7,9 mm, Abstand von 

Kettenglied zu Kettenglied ca. 3,8 mm,  die Schnurkette von Pfaff hat andere Maße, sie passt nicht (Pfaff: 86 Kettenglieder, Breite eines Kettengliedes ca. 8,9 mm, Abstand von Kettenglied zu  

Kettenglied ca. 5 mm)

 

Text: I. Naumann

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