Pfaff ab 60er Jahre
Ab 1959 wollte die Pfaff AG nach der Gritzner-Kayser-Übernahme eine gemeinsame Nähmaschinen-Plattform aufbauen. Mit der Gradstichmaschine Pfaff 8 (siehe folgend) wurden die behäbigen Formen der 50er Jahre (Typen 230-332) verlassen, auch die rein funktionale Form der 330 nicht weiter verfolgt. Zusammen mit der baugleichen „Doria“ (nicht verwechseln mit Dorina) Typ 8 der übernommenen Firma Gritzner-Kayser (siehe Gritzner) wurde eine neue Formensprache gewählt, die in ihren Grundzügen bis in die späten 80er Jahre gültig blieb. Später wurde sie nur etwas kantiger. Schöpfer dieser Formensprache war Johan Gugelot, der auch die legendären Designs der Fa. Braun maßgeblich beeinflusst hat, zusammen mit Herbert Lindlinger und Helmut Müller-Kühn. Die nachfolgende Liste gibt eine Übersicht über die daraus entstandenen Modelle, die hier im Verzeichnis teilweise beschrieben sind:
Typ 8 (nahezu baugleich Gritzner "Doria" Typ 8)
Gradstich Flachbett Maschine mit Graugussgehäuse ohne Deckel, ohne Transportabschaltung, Tretausführung oder Einbaumotor
Typ 9
Zickzack Flachbett Maschine sonst wie 8, Tretmaschine oder Koffermaschine mit Rucksackmotor, Motorhalterungs-Befestigungsschiene am Gehäuse angegossen
Typ 80
Geradestich-Flachbett mit Grauguss Gehäuse ohne Deckel, Tretmaschine oder Koffermaschine mit Einbaumotor, kein abschaltbarer Transport
Typ 81
Geradestich-Freiarm-Nähmaschine, sonst wie 80
Typ 84
Zickzack Flachbettmaschine mit Aluminiumgehäuse und abnehmbarem Deckel, kein abschaltbarer Transport, als Koffermaschine mit Einbaumotor, als Tischmaschine mit Anbaumotor "DE70"
Typ 85
Zickzack-Freiarmmaschine, sonst wie 84
Typ 90
wie 80, jedoch abschaltbarer Transport, vereinzelt Tretmaschine mit Handrad mit Nut für Lederriemen, Speziallösung für Nachrüstung mit Rucksackmotor
Typ 91
wie 81 jedoch abschaltbarer Transport
Typ 92
wie 90 jedoch Zierstichautomatik mittels oben einlegbaren Kurvenscheiben
Typ 93
wie 92 jedoch Freiarmmaschine
Typ 94
wie 84 jedoch abschaltbarer Transport
Typ 95
wie 94 jedoch Freiarmmaschine
Typ 96
wie 94 jedoch mit Nutzstichautomatik, Schalter auf dem Deckel
Typ 97
wie 96 jedoch Freiarmmaschine
Typen 280-297
modernisierte Ausführungen der Grundmodelle 80-97, z. T. mit unterschiedlicher Nutz- und Zierstichautomatik, erhöhter Kunststoffanteil in der Mechanik. Auch als Tretmaschinen mit Möglichkeit des Anbaus eines Rucksackmotors durch Befestigungsschiene unter dem Handrad.
Hobbymaticserie 8xx
auf den Typen 280-297 aufbauend, neue Bedienelemente.
Beschreibung
Die Pfaff 90 ist eine solide Haushaltsnähmaschine in schönstem 60er Jahre- Design. Schlicht und übersichtlich gestaltet, bietet sie mit Gerade-/Zickzackstich und versenkbarem Transporteur für Stickarbeiten alles, was man als Grundausstattung und für die meisten Näharbeiten benötigt. Es gibt Versionen in Freiram und Flachbett-Ausführung (Bilder oben Flachbett-Version mit nachgerüstetem externem Antrieb), mit Motor und mit Pedal/Riemenantrieb. Die Verarbeitung ist gewohnt Pfaff-solide, allerdings wurde mindestens an einer Stelle, vermutlich um den Preis moderat gestalten zu können, ein Kunststoff-Zahnrad verbaut. Nichtsdestotrotz eine auch heute noch empfehlenswerte robuste und haltbare Maschine. Eine genauere Vorstellung der 90er-Baureihe unter Pfaff 93.
Vorteile
Umlaufgreifer
Nachteile
Kunststoff verbaut
Text: Nähmaschinenverzeichnis
Die Pfaff 92 ist die Flachbettversion der nachfolgend vorgestellten Pfaff 93.
Die Pfaff 93 ist ein leichtes Freiarmmodell, das auf den Serien 8, 9, usw. beruht, die noch "Außenborder" - Anbaumotoren hatten und die auf Modelle von Gritzner zurückzuführen sind. Ab den 90'-Modellen war Schluss mit "Außenbordern"! Ihre direkte Flachbettvariante ist die 90, typisch das geschlossene Oberteil ohne Topdeckel, was man so nur von Gewerbemaschinen kennt und deshalb oft als solche angepriesen wird. Die gesamte Modellfamilie ist mit dem Pfaff-üblichen Doppelumlaufgreifer, der sich nur unwesentlich, durch verschiedene Antriebs-und Einbauvarianten, von anderen unterscheidet, für Flachkolbennadeln System 130/705 eingerichtet, stehend eingebauten Motor, ca. 70W (Aufnahme) 5200-6000U/min mit Gummireibrad, das – 40 jährig – unrund und ausgehärtet sein dürfte, was unangenehmes Laufverhalten und Geräusche mit sich bringt. Neue Reibräder sind mittlerweile wieder lieferbar. Der Kondensator ist nicht mehr lieferbar und da er auch eine mechanische Aufgabe hat, nicht einfach austauschbar. (Bei Interesse an einem Austausch bitte über das Kontaktformular bei uns melden, wir stellen gerne einen Kontakt zu einem erfahrenen Spezialisten her.)
Die 91 ist die kleine Schwester mit ZZ, die hier vorgestellte 93 von 1967 ist eine Automatik mit austauschbaren Musterscheiben, die oben in der ZZ-Einrichtung auszuwechseln sind, standardmäßig ist die ZZ-Scheibe eingelegt. Es gibt auch noch eine 93 mit dem "Knochen-Freiarm", welche den seltsam abgewinkelt, vorstehenden Freiarmvortsatz hat (Bild folgt).
Die Maschinen der 90er Serien sind mit dem 30Watt leistenden Motor nur bei sehr gut gewarteter Maschine ausreichend motorisiert, wenn die letzte Revision schon Jahre her ist, kann man nur schlechte Leistung erwarten und hat etwas Lärm zu ertragen. Der Motor leidet unter diesen Umständen doppelt, wenn man bedenkt, dass er möglicherweise ohne bzw. mit defektem Kondensator, eine schwergängige Maschine bewegen muss – da kann er auch mal ins Rauchen kommen. Hier wird sofort klar, dass es sich hier um kein Profi- oder Industriegerät handelt, bei einer guten Wartung könnte man es jedoch beinahe glauben, dann hat sie wirklich sehr gute Nähleistung bei gewohnt, bester Stichbildung. Hierfür sorgt der perfekte Greifer und die fein zu regelnde, sehr präzise, Oberfadenspannungseinheit, die oft beim Zerlegen jede Menge Fremdkörper (siehe Bild 13) frei gibt, die sich freilich auf das Nahtbild negativ auswirkten. Der pflegliche Umgang ist, um die sehr guten Leistung und das angenehm dynamische Arbeiten, zu erhalten, unabdingbar. So ist z.B. nach der Arbeit die Maschine "außer Betrieb zu setzen" dazu gehört: Ein Stück Stoff unter den Fuss, Nadel nach unten, Handrad auf (wie zum Spulen) und bei den wie hier verbauten Reibrädern, den Motor vom Handrad entkoppeln. dies ist mit dem Hebel, Bild 7, unter dem Handrad möglich, leider ist die Nocke dieses Hebels, DAS Ausfallteil dieser Maschinen, das Kunststoffteil ist meist gebrochen, sicher nicht selten aus Unachtsamkeit des Mechanikers, der den Motor zu hastig einbaute, ist mir selber schon passiert (schäm). Das so fehlende Teil hat zunächst keinen Einfluss auf die Leistung und Qualität, da aber das Reibrad nun ständig, mit eben der Federkraft, die den Motor und das Reibrad auf das Handrad drückt, belastet, entsteht bei langer Standzeit eine Druckstelle im Gummi, die die Maschine im Betrieb laut und unangenehm werden lässt. Man könnte das Handrad in diesem Fall komplett lösen, was auch die Spannung von der Feder nimmt. Das ist rein hypothetisch, machen wird das kaum jemand.
Geeignet ist die 93, wie ihre Schwesten, für Anfäger wie ambitionierte Hobbynäher, ideale 2. u. 3. Maschine, für den auswärtigen Gebrauch, da unter 10 kg sehr leicht, wenn eben Geradstich und ZZ genügt. So man Stichmusterscheiben hat, sind auch der genähte ZZ und Blindstich möglich. Die 93 ist teilweise mit Rotgussteilen und Rotgusslagern, sowie bedenkenlosen Nylon-Teilen bestückt und ist als qualitativ hochwertig zu bezeichnen. Jedes denkbare Material kann sie verarbeiten, einen Lederriemen oder Rollladengurt, kann wirklich jeden Rumpel nähen, das beeindruckt auch die 93 nicht, mal ehrlich: "Wer braucht das, wen beeindruckt das?"
Nachteile
etwas Pflegeaufwand, sollte auch mal zum Kundendienst und spielt danach eine Liga besser
Vorteile
sehr leicht, kompakt, sehr simpel, selbsterklärend, als Schulmaschine tauglich, Flachkolbennadeln, fast alle Pfaff-Spulen, -Kapsel -Füße und -Anlasser passen
Text: M. Maag
Die Pfaff 260 ist die Flachbettversion der Pfaff 360 Automatic (aber ohne Automatik). Nähere technische Angaben siehe dort.
Die Pfaff 260 Automatic ist die Flachbettversion der 360 Automatic. Nähere technische Angaben siehe dort.
Das zweite Leben der PFAFF 260 Automatic (SN: 7529347)
Eine Maschine lebt natürlich nicht in dem Sinne, dass sie biologisch lebt. Sieht man in ein solches mechanisches Meisterwerk hinein, sieht die Hebelchen, Wellen, Gurte, Zahnräder, sieht die Bewegungen und das notwendige Feinöl, ist es doch nicht einfach tote Materie.
Das alles spielte aber beim Kauf, hier Anschaffung in einer Ausbildungsschule keine wirkliche Rolle. Kriterien waren wohl eher die Ästhetik nach damaligem Verständnis und die Vielfalt der Anwendungen. Im Beschaffungsantrag stand wohl etwas von technischer Zuverlässigkeit. Sonst wäre sicher eine so große Geldausgabe für die Hauswirtschaftsmädchen nicht genehmigt worden.
Tatsächlich spielte dies auch eine Rolle. Viele unterschiedliche Schülerinnen durften oder mussten diese Nähmaschine benutzen. Eigentlich sollten sie dazu ausgebildet werden, die Familie nähtechnisch zu versorgen. Dabei ist auch an den Einsatz in Heimen usw. gedacht worden. Nicht selten wurde diese wunderschöne Nähmaschine sicher mit bösen Blicken angesehen, weil sie nicht das machte, was man von ihr wollte. Ohne erkennbaren Grund waren plötzlich die Nähte nicht mehr gerade sondern in unregelmäßigen Bögen. Der Saum lief aus dem Füßchen und der Faden riss ab, bevor man richtig mit der Arbeit begann. Manchmal sogar, waren die Nähte weiß, obwohl man doch blaues Garn eingefädelt hatte.
Wie auch immer, es gab ständig Beschwerden über die Funktion der Nähmaschine, die ein Eigenleben zu führen schien. Schließlich erklärte die Lehrerin die Nähmaschine als unreparierbar kaputt.
Das ist der Zeitpunkt, an dem ich erstmals Kontakt mit ihr aufnahm, aufnehmen durfte.
Ich schaute mir die Maschine an. Ich war kein Nähmaschinenmechaniker. Mein Vater reparierte Nähmaschinen. Viele Maschinen sah ich, und war begeistert von seinen Fähigkeiten und der Technik, die in so einem Eisenkörper vorhanden war. Langschiffchen, Schwingschiffchen bis hin zum doppelt umlaufenden Brillengreifer hatte ich gesehen. Als Haptiker drehte ich sofort am Antriebsrad. Alles erschien wunderbar harmonisch und leicht zu laufen. Natürlich versuchte ich die Lehrerin zu überzeugen, dass die entstandenen Schlaufen in der Naht auf eine Fehleinstellung der Fadenspannung zurückzuführen sei. Gleich merkte ich, dass man meiner Argumentation in keiner Weise folgen wollte. Das alte Ungetüm sollte einfach entsorgt werden. Ich bat um die Überlassung der Maschine.
Heute weiß ich nicht mehr genau ob es 20,- DM waren, die ich als Kaufpreis des Altmetalls zahlen musste. Mir war klar, dass es sich um eine voll funktionsfähige Nähmaschine handelte, wenn auch ohne Freiarm.
Die Nähmaschine brachte ich zu meiner geliebten Mutter. Meine Mutter war Schneiderin, hatte noch mit der Hand nähen gelernt. In den Kriegswirren musste sie ihre Ausbildung vor der Gesellenprüfung beenden. Genial ging sie mit er Schere um, wenn es um das Zuschneiden ging und mit der elektrischen Nähmaschine. Viele waren ja froh eine Maschine mit Fußantrieb zu besitzen. Die Möglichkeiten wurden Mitte letzten Jahrhundert plötzlich extrem weiterentwickelt. Zick-Zack, Nadelversetzung, automatische Muster, das war ein Traum von Nadelkünstlern. Meine Mutter als Händlerin besaß eine Zündapp Elconamatik. Meines Wissens die einzige Nähmaschine, die Stickmuster auch im Vor- und Rücktransport des Stoffes machte. Die programmierscheiben liefen langsam, entgegen der Maschinen, die die Nadel direkt positionierten und entsprechend schnell liefen. Diese Maschine mit dem schnell laufenden Greifer war nach wirklich vielen Betriebsstunden etwas ausgearbeitet.
Nun brachte ich meiner Mutter diese Schrottmaschine von PFAFF. Sie kannte natürlich diese Maschinen, hatte sie doch selber ein paar Exemplare davon verkauft. Für den Erwerb einer solchen Maschine war der Sparhaushalt der Familie aber zu klein. Zu meiner Überraschung war die Freude wirklich riesengroß. Es war wirklich wie Weihnachten und Ostern zusammen. Meine Mutter war begeistert. Begeistert über die Präzision und die völlig sichere Funktion. Bei verblassendem Augenlicht war die Einfädelhilfe eine unbeschreibliche Zugabe. So hat diese Nähmaschine jemanden glücklich gemacht. Ja, die Augen waren feucht. Hier ist es sicher nicht übertrieben zu sagen, dass die Maschine gepflegt und gestreichelt wurde.
Leider wurde meine Textilkünstlerin dann vollständig blind. Die Nähmaschine wurde deshalb natürlich nicht aus dem Haushalt entfernt. Sie repräsentierte eine gute Erinnerung, eine technische Entwicklung, die die Arbeit von Schneiderinnen und Schneidern wesentlich erleichterte.
Nach dem Tod meiner Mutter konnte ich mich nicht entschließen, die Maschine zu entsorgen. Nun aber, 2014, war die Zeit reif. Die Lagerung von ererbten Gegenständen, die ohne Funktion in unserem Haushalt waren, musste aufgelöst werden. Schon stand die Nähmaschine am Straßenrand für den morgigen Sperrmüll, doch in letzter Sekunde konnte ich sie jemandem geben, der sie noch eine Weile bewahrt. Ich wünsche mir, dass junge Leute die technische Entwicklung der Mechanik anschauen. Auch wenn Computer heute der Maßstab aller Dinge sind, ist es doch auch der Einsatz von immer verbesserter mechanischer Technik gewesen, der unser Leben heute in dieser Form ermöglicht.
Text: Erwin Scissek
Die hier abgebildete Pfaff 261 Automatic ist die Gewerbeversion der Pfaff 260 Automatic. Sie unterscheidet sich von dieser in der Farbgebung (cremeweiß statt grau), besitzt einen Kniehebel zum Lüften des Füßchens und besitzt auch eine andere Seriennummer als die bei den Haushaltsnähmaschinen vergebenen. Deshalb ist eine genaue Datierung nicht möglich (vermutlich aber später 60er, frühe 70er Jahre.
Text: Nähmaschinenverzeichnis
Mit vielen technischen Neuheiten hat der Hersteller Pfaff die Haushaltsnähmaschinen der neuen Baureihe 260 – 360, zu der die hier gezeigte Pfaff 360 Automatic gehört, ausgestattet. An der optimalen Form und der hochwertigen Mechanik hat sich nichts geändert, aber im Vergleich mit der Pfaff 332 Automatic gibt es viele technische Veränderungen. Wir finden in der neuen Baureihe eine neue Fadenspannung, eine verbesserte Zickzack Bedienung, eine noch genauere Stichlängen-Einstellung mit Rückwärtstaste und einen veränderten Einfädler.
Die Veränderung des Zickzack-Einstellers war bei Pfaff überfällig. Der Neue ist einfacher in der Bedienung und weniger anfällig. Eine besondere Neuheit daran war für damalige Verhältnisse die Ausstattung mit der Zickzack-Momenttaste. Sie bewirkt eine schnelle Umschaltung von Gerade auf Zickzack und umgedreht und dient beim Knopflochnähen, mit der Einstellung 2 mm, der schnellen Anfertigung der Anfangs- und Endbegrenzung mit dem 4 mm breiten Zickzack-Stich.
Es wurde auch die Stichlängen-Einstellung verbessert, sie lässt sich bei den neuen Modellen noch exakter einstellen, was für das Sticken von Vorteil ist. Optisch angepasst gibt es hier nun auch eine Taste, diese dient dem schnellen Rückwärtsnähen (um z.B. das Nahtende zu verriegeln).
Das Grundprogrammangebot an Zierstichen, im Vergleich mit der alten Baureihe, hat sich bei der 360 Automatic nicht verändert.
Der klassisch, genähte Zickzack Stich oder der elastischen Blindstich lässt sich nur bei den Modelle 262 und 362 einstellen. Die Einstellungen der Zierstiche für die 360 finden sie bei der 230 oder 332 Automatic.
Alles um den verbesserten Einfädler wird ihnen bei der 362 Automatic beschrieben
Eigentlich versuche ich doppelte Erläuterungen bei den Nähmaschine in einer Baureihe zu vermeiden, aber diese Maschinen haben es verdient, dass man ihr positives Nähverhalten lobt und bestätigt und damit Sie das auch lange nutzen können, dürfen sie diese Maschinen in der Pflege nie vernachlässigen.
Die Pfaff 360 Automatic ist ein Spitzenmodell aus meiner ersten Liga und auf meiner Skala von 1 – 10, erhält sie 9 Punkte.
Vorteile
optimale Form und angebauter Klapptisch, leichte Maschine (13 kg), weitere Vorteile siehe bei Pfaff 362 + 230 Automatic
Nachteile
die alten Kondensatoren müssen meist wegen Ausfall erneuert werden, weitere Nachteile siehe bei Pfaff 230 Automatic
Text: I. Naumann
Das hier gezeigte Modell der Pfaff 362 Automatic, ist die vollendete Pfaff-Qualität aus der 2. Hälfte der 60er Jahre. Die 362 gehört in die Baureihe 261 – 362 / 260 – 360, sie hat die gleiche Grundausstattung wie die Pfaff 360 Automatic.
Die Zahl 2 in der Typ-Nummer gibt an, dass es sich um ein Sondermodell handelt. Die Sondermodelle gibt es aber nur in dieser Baureihe, die Pfaff 332 Automatic hat zwar die 2 in ihrer Typ-Nummer, ist aber kein Sondermodell.
Die Besonderheit dieser Maschine besteht ihrer Ausstattung mit einer Stopmatic, die es zu dieser Zeit bei keinem anderen Hersteller gab. Stopmatic bedeutet, dass man mit dem Lüfterhebel gleichzeitig die Nadelposition hochstellt. Wie im Bild Nr. 07/08 gezeigt, reicht ein kurzer Druck des Lüfterhebels nach oben und die Nadel bewegt sich automatisch in die Höhe, die der Einfädler zum Einfädeln benötigt.
Leider habe die Kondensatoren nur eine begrenzte Lebensdauer, so dass bei vielen dieser tollen Oldies die Stopmatic wegen eines defekten, oft auslaufenden Kondensators lahmgelegt ist. Es kann Ihnen also so wie mir passieren, dass Sie heute so eine Maschine erwerben, bei der die Stopmatic nicht mehr funktioniert.
Unter folgendem Link wird die Reparatur einer Stopmatik detailliert dargestellt:
www.youtube.com/watch?v=CjWIPo0uNoU&
Das Zierstichangebot bei den Automatic-Nähmaschinen hat sich gegenüber der alten Baureihe eigentlich nicht verändert. Bild Nr. 22 gibt Auskunft über die Einstellung der 8 Grundzierstiche, die mit der richtigen Einstellung auf 48 (siehe Musterproben bei der Pfaff 230 Automatic), bzw. 80 Ziernähte, erweitert werden können.
Bei Programm Nr. 8 kann man bei genauer Betrachtung erkennen, dass es zum Vorgängermodell (z.B. 332) einen feinen Unterschied gibt. Diese Programmeinheit ist verbessert worden, der Hersteller Pfaff bietet in der neuen Baureihe den klassisch genähten Zickzack (auch Bogen-Zickzack) und den elastischen Blindstich an. Mit dem Programm Nr. 8 lassen sich diese beiden Stiche (siehe Bild Nr. 22) optimal herstellen.
Dank der leichtgängigen Mechanik, die immer gut gepflegt werden muss, hat auch die 362 Automatic, das Pfaff-typische, leichtgängige, leise und perfekte Nähverhalten.
Ich kann zu dieser Maschine sagen, sie ist wirklich die Königin der Pfaff Automatic Modelle.
Sie gehört zu den Spitzenreitern in meiner 1. Liga und erhält bei mir, aus den gleichen Gründen wie schon die anderen hier gezeigten Modelle, 9 Punkte.
Vorteile
verbesserter Komfort und Stopmatic, verfügt über den klassisch genähten Zickzack und elastischen Blindstich, leichte Maschine, Alugehäuse, Gewicht 13 kg, weitere Vorteile, siehe Pfaff 230 Automatic-Nähmaschine,
Nachteile
die alten Kondensatoren (in der Stopmatic oder im Anlasser) müssen meist wegen Ausfall erneuert werden, weitere Nachteile, siehe bei Pfaff 230 Automatic-Nähmaschine.
Text: I. Naumann
Diese Pfaff 84 mit der Seriennummer 29287918 wurde 1970 hergestellt, wie man an einer eingegossenen Marke des Gehäuses ablesen kann. Der Motor ist mit der Jahreszahl 69 versehen, lag also schon auf Lager. Leider ist auch bei dieser Maschine der fest an der Blechplatte für die Zugfeder angeschweißte Kondensator defekt, der, als Netzfilter ausgebildet, eigentlich unnötig neben der geregelten Betriebsspannung mit der vollen Netzspannung versorgt wird. Die zusätzlich Dauerstromzuführung über eine bewegliche Litze stellt eher eine Gefahrenquelle dar. Die Maschine besitzt keine Stopmatic, die die Nadelstange stets in die höchste Position laufen lässt, benötigt also auch keinen Dauerstrom am Motor. Vielleicht sollte auch gleich beim Einstecken der Netzspannung im Filter eine „Kapazitivität“ aufgebaut sein, die die Kommutatorfunken bei Motoranlauf mit geringer Spannung und hoher Stromlast sicher löscht. Die Funktion eines den evtl. vorhandenen Fehlerstromschutzschalter auslösenden Schutzleiters hat die schutzisolierte Maschine nicht. Bei den meisten schutzisolierten Haushaltsmotorgeräten mit deutlich höherer Leistung findet sich so eine Netzfilter-Konstruktion nicht. Nach 46 Jahren sind diese Bauteile oft defekt und verursachen einen Kurzschluss oder wie an dieser Maschine Dauerlauf beim Einstecken des Steckers. Da das auch von einem defekten Kondensator im Anlasser kommen kann, ist der zuerst zu prüfen. Der ursprüngliche mit 4A belastbare Netzfilter des Motors wurde durch ein einfaches, für 6,5A Belastung ausreichendes Bauteil in kapazitiv ähnlicher X1/Y2 Schaltung ersetzt (Miflex X1 Y2 Entstörkondensator KSPpz-10 0,1 microF 2x 0,0027 microF 2,7nF). Man sollte die von der motoreigenen Induktion durch Phasenverschiebung im Filter nach Abschalten der Maschine aufgebaute Ladungsspannung noch mit einem Entladewiderstand von 2,2 Megaohm kurzschließen. Der vorherige Netzfilter besaß aber auch keinen Widerstand, man benutzt den Reihenschlussmotor als Entladewiderstand. Kleine Reihenschluss-motoren haben den Nachteil, dass etwa die Hälfte der Leistung zum Aufbau des eigenen Magnetfeldes in den Wicklungen mit Wärmeentwicklung verloren geht, was für fast alle Haushaltsnähmaschinenmotoren gilt. Die Masseleitung des Filters wurde an das vom übrigen Maschinengehäuse schutzisolierte Motorgehäuse gelegt. Das neue, dickere Bauteil musste unter dem Motor anstelle der Kunststoffschutzkappe mit Kabelbindern befestigt werden. Das alte Bauteil wurde vom Federhalter abgesägt. Es wurde überall auf 2 Isolierschichten geachtet (Schutzisoliertes Gerät ohne Schutzleiter!). Glücklicherweise ist zwischen Motor und der Berührungsschutzplatte ausreichend Platz. Die vorher dreiadrige Stromzufuhr wurde auf 2 Adern (eine geregelte vom Anlasser, eine von dem anderen Netzpol) beschränkt. Im Maschinenstecker zweigt die ungeregelte Netzspannung nun nur noch für die Beleuchtung ab. Ohne elektrotechnisches Wissen muss vor solchen bei Fehlern lebensgefährlichen Arbeiten dringend gewarnt werden, das gehört in fachmännische Hände. Deshalb wird auch auf ein Bild der Ersatzlösung verzichtet, es sei nur für Fachleute auf die Möglichkeiten hingewiesen, da es keine Original-Ersatzteile mehr gibt. Nachfertigungen sind sehr teuer und lohnen meist nicht.
Zuerst musste die ansonsten nicht übermäßig benutzte, gebraucht in der Nähe erworbene Maschine entharzt und mit neuem Öl wieder gangbar gemacht werden. Sie saß praktisch fest. Es musste auch die irgendwie verrutschte Nadelstangeneinstellung zum Umlaufgreifer neu justiert werden, wofür es eine gute Kurzanleitung in Web gibt: http://www.naehzentrum-braunschweig.de/faq/index.php?action=artikel&cat=5&id=59&artlang=de . Danach zeigt die Maschine ihre typischen Pfaff-Qualitäten: Seidenweicher, leiser Lauf mit bestechend gleichmäßigem Stepp –und Zickzackstich. Mit dem alten Fußanlasser Pfaff AW 0001 aus Stahlblech lässt sie sich von Einzelstichen bis zum schnellsten Lauf feinfühlig regeln. Das Surren des Motors und der Mechanik wird nur vom leisen Ticken der Nadelstange und des Transporteurs begleitet. Mit verantwortlich für dieses Nähgefühl ist sicher der schalldämpfende Reibradantrieb und der bewährte Schnurkettenantrieb für die untere Greiferantriebswelle. Diese Schnurkette darf nie mit Öl oder Fett in Berührung kommen!
Zwar ist auch bei diesen Maschinen das Antriebszahnrad des Doppelumlaufgreifers aus Delrin gefertigt sowie ein paar eher unempfindliche Zahnräder im Zickzackmechanismus. Das Antriebszahnrad wird aber wieder erschwinglich nachgefertigt. Bei sachgemäßer Wartung, harz- und säurefreies Öl in allen Gleitlagern und spezielles Schmierfett auf den Zahnrädern vorausgesetzt, ist eine lange Haltbarkeit geegeben. Öl und Fett können Kunststoffe aufweichen, wenn sie nicht zusammenpassen. Hier ist ein Kauf im Nähmaschinen-Fachgeschäft zu empfehlen.
Das erwähnte Reibrad hat leider auch einen Nachteil. Falls unrund, verhärtet oder abgenutzt, wird das Laufgeräusch unangenehm hoch. Es ist aber als Ersatzteil erhältlich (Suchbegriff "Pulley" oder "Motorpulley"). Zum Einbau muss nur das Handrad abgenommen werden. Zwar war das Teil an diesem Exemplar noch weich und läuft auch noch lautlos rund, aber der feine, gummiklebrige, vermutlich durch Rußanteil leitfähige Abrieb erzeugt einen ziemlichen Schmutz im Bereich der Motors, der auch auf den offenen Kommutator und zwischen die Schleifkohlen fallen könnte. Es empfiehlt sich hier gelegentlich mal mit dem Staubsauger und Fugendüse von oben bei abgenommenem Deckel und unten bei abgeschraubtem Berührungschutz zu reinigen. Vorher ist natürlich der Netzstecker der Maschine ziehen! Der bruchemfindliche Kunststoff-Abhebeknopf für das Reibrad rechts unter dem Handrad darf nie mit Gewalt bewegt werden, die innere Stellkurve bricht sonst leicht. Kleben mit hochfestem Klebstoff bleibt die einzige Lösung. es gibt keine Ersatzteile (siehe Pfaff 90).
Ein Besonderheit dieser Maschine und ihrer Schwesterbaureihen ist der Schwenk-mechanismus für die Zickzackbewegung der Nadelstange. Eine ausgeklügelte Kinematik sorgt dafür, dass sie stets senkrecht auf und ab geht, auch in den äussersten Endlagen des Ausschlags. Die Präsizion der Zickzacknaht ist dadurch unübertroffen. Die robuste Vollmetall-Fadenspannung hat eine verdeckt integrierte Fadenanzugsfeder, an der man nicht mehr hängenbleiben kann. Der oben angebrachte Spuler kann wie üblich an dem mittels Handschraube von der Mechanik ausgekoppeltem, motorangetrieben Handrad benutzt werden.
Das Standardzubehör an Nähfüssen war hier nicht mehr vorhanden, es passen aber alle handelsüblichen Nähfüsse mit niedriger Befestigungshöhe, die den Transporteur überdecken. Nähgut bis 5mm kann unter dem Standardfuss verarbeitet werden. Die Maschine hat eine hohe Durchstichskraft, mit der mehrere Lagen festen Stoffs und auch dünnes Leder verarbeitet werden können. Der Gelenkfadenhebel ist entsprechend dem Doppelumlaufgereifer so ausgelegt, dass die Nadel in 1/3 einer Handradumdrehung herunterfährt, aber 2/3 für den Aufwärtsweg benötigt. Eine Handradumdrehung entspricht einem Stichzyklus.
Die Pfaff 84 hat die Pfaff-typischen berühmten und sicher herausragenden Näheigenschaften. Es macht sofort Freude, damit zu Nähen. Sie gehört in die 1. Liga und ist nur aufgrund der Kunststoffteile und dem anfälligen Friktionsrad mit 9 von 10 Punkten zu beurteilen.
Text: H. Demmer
Umfangreiche Expansionen führte der deutsche Nähmaschinenhersteller „Pfaff“ (Marktführer im Nähmaschinenbau), in den 1950er und 1960 Jahren in der BRD durch. Neuentwicklungen bei den Industrie- und Haushaltsnähmaschinen brachten dem Unternehmen weitere große ökonomische Erfolge ein. Sie waren auch die Grundlage für neue Generationen von Haushaltsnähmaschinen, zu der die hier gezeigte Automatiknähmaschine der Klasse 1222 (gebaut 1973) gehörte und die Ende der 1960er Jahre auf den Markt kam. Die neuen Baureihen sind keine Weiterentwicklungen der 200er u. 300er Serien, sondern Neuentwicklungen.
Diese Generation präsentierte sich in einem neuen Design, das optisch unauffällig und solide gebaut ist. Zu dieser Generation gehören die11er und 12er Baureihen, mit Modellen in unterschiedlichen Ausstattungen (z.B. kein Obertransport, keine Zierstiche, keine magnetische Spulenhalterung). Die 1222 ist eine hochwertig gebaute Nähmaschine, in der die Konstrukteure von Pfaff Altbewährtes in Kombination mit zeitgemäßer Technik und Neuheiten im Bereich der Haushaltsnähmaschinen verbaut haben.
Zum Einsatz kamen Materialien wie Aluminium, Kunststoff und Stahl. Das Gehäuse und der Anschiebetisch der 1222 besteht aus Aluminium. In der Mechanik wurde Stahl in Verbindung mit Kunststoff verbaut. Es ist eine fein und dicht gearbeitete Mechanik. Neu dabei ist, dass diverse Zahnräder, Schablonenblöcke oder Verbindungsteile (siehe Fotos) aus Kunststoff sind.
Neu ist bei dieser Generation von Nähmaschinen auch der Einbau einer hochwertigen, wartungsarmen Mechanik mit Sinterlagern, also selbstschmierenden Lagern, die sehr leise arbeiten. Gesinterte Metalle haben viele Poren, in denen durch ein spezielles Verfahren Spezialöl eingelagert wird. Dieses Öl geben dann die Sinterlager im Maschinenbetrieb ab, so dass immer eine optimale Schmierung erfolgt. Diese Lager sind wartungsfrei und benötigen kein Öl. Entfernt werden sollte aber regelmäßig der Oberflächenschmutz in der Maschine. Bei so einer Maschine ist laut Bedienungsanleitung nur der Umlaufgreifer-Bereich regelmäßig zu ölen.
Zur Grundausstattung dieser Maschinen gehört der Umlaufgreifer, der integrierte Motor mit Anlasser, das Nählicht, die Rückwärtsfunktion, der versenkbare Transporteur, die Aufspulmechanik, die Elektronik, und je nach Modell der Anschiebetisch bei den Freiarmnähmaschinen.
Bewährte Teile der Vorgänger-Modelle, wie die Stopmatic und den Einfädler, gibt es auch in diesen Maschinen. Neu bei Modellen dieser Generation ist der Einbau eines Obertransportes für Haushaltsnähmaschinen, den Pfaff weltweit erstmalig in einer Haushaltsnähmaschine verbaut hat. Eine umfangreiche Elektronik ist für den Antrieb und die Funktion der Stopmatic verantwortlich. Mit dieser elektronischen Steuerung gelingt langsames Nähen besonders gut. Im Unterbau der Maschine ist diese elektronische Steuerung in einer schwarzen Kunststoffbox untergebracht (siehe Foto Nr.: 30). Eingeschaltet wird die Stopmatic mit dem Stoffdrückerhebel (Lüfterhebel) (siehe Foto Nr.: 31). Beim Hochdrücken des Lüfterhebels bewegt sich die Nadel in die höchste Stellung und der Maschinenbetrieb wird ausgeschaltet. In diesem Zustand steht die Maschine still. Das Einfädeln mit dem Einfädler ist möglich, weil er an diese Höhe des Nadelöhrs angepasst ist. Auch das Aufspulen ist nur mit eingeschalteter Stopmatic möglich. Während die Stopmatic eingeschaltet ist, kann man nicht am Handrad drehen, es ist blockiert. Das Handrad ist zweigeteilt, der sichtbare rechte Teil ist ausgeschaltet und der linke innere Teil ist zum Aufspulen eingeschaltet, den kleinen Hebel noch an die Spule drücken und das Fußpedal kann nun zum Aufspulen gedrückt werden. Weiterhin abgeschaltet ist aber der Maschinenbetrieb, der wird erst wieder eingeschaltet, wenn der Stoffdrückerhebel in die Mittelstellung gesenkt wird. Auch zum Hochholen des Unterfadens kann die Stopmatic benutzt werden, indem man den Stoffdrückerhebel (Lüfterhebel) wie zum Nähen senkt. Dann dann den Lüfterhebel noch weiter nach unten drücken (siehe Foto Nr.: 31 ), es schaltet sich die Stopmatic ein und holt den Unterfaden hoch (Oberfaden dabei festhalten).
Die Pfaff 1222 ist eine Nähmaschine für anspruchsvolle Nutzerinnen/Nutzer, die Herausforderungen lieben. Dank der neu eingeführten Schablonen-Technik kann man jede Stichart (siehe Foto Nr.: 6 ) per Tastendruck abrufen. Auf der Taste ist auch gekennzeichnet, welche Stichlänge und Stichlage dafür einzustellen sind. Die Musterlänge der Zierstiche ist individuell mit dem vorderen Drehrad (siehe Foto Nr.: 7) einzustellen. Zum Zierstich-Nähen muss unbedingt die Musterlänge eingestellt werden. Das kürzeste Muster erreicht man bei der Einstellung 10 und das längste bei der 18. Ohne Auswahl wird kein Zierstich genäht, denn das angezeigte Symbol ist die „Aus“-Stellung der Ziersticheinheit. Wird trotzdem genäht, entsteht nur ein Zickzackstich entsprechend dem gewählten Zierstich, sonst entsteht nichts und man könnte an einen Defekt der Maschine denken! Wird z.B. wegen Spulenwechsel ein Zierstichmuster unterbrochen, kann danach der genaue Punkt zum Weiternähen mit dem hinteren Drehrad (siehe Foto Nr.: 7) im Muster wieder eingestellt werden. Die Klasse 1222 bietet neben dem Gerad- und Zickzackstich 5 weitere Nutzstiche, 5 Zierstiche sowie die Knopflochautomatik an. Ein Extra bei den Nutzstichen ist, dass 2 Programme gleichzeitig gedrückt werden können. Man kann z.B. den genähten Zickzack-Stich oder den Blindstich mit dem Dreifachstich kombinieren. Wenn man, außer der angegebenen Stichlage auf den Tasten der Zierstiche, noch die Stichlage links oder rechts benutzt, können weitere abgewandelte Zierstiche genäht werden. Zum Knopflochnähen werden die beiden Knopflochsymbole des Drehrades auf die Einstellmarke gesetzt. In dieser Stellung näht die Maschine die rechte Raupe vorwärts, entsprechend der gewünschten Länge muss mit der Knopflochtaste (siehe Foto Nr.: 08) das Knopflochende / Anfang verriegelt werden. Durch das Bedienen dieser Taste erfolgt eine automatische Umschaltung auf die linke Raupe, die anschließend genäht werden kann, den Abschluss bildet dann das Verriegeln der anderen Knopflochseite mit der Knopflochtaste (Riegeltaste).
Selbsterklärend ist die Bedienung dieser umfangreichen Mechanik leider nicht. Der Schaltknopf (siehe Foto Nr.: 8) ist mehrfach belegt und ohne Kenntnisse nicht einfach zu bedienen. Vor dem ersten Näheinsatz sollte man unbedingt die Bedienungsanleitung lesen, denn der Umgang mit dem erstmalig in einer Haushaltsnähmaschine eingebauten Obertransport (siehe Foto Nr.: 12), muss auch verstanden werden. Mit der Pfaff 1222 kann man mit oder ohne Obertransport (nur mit Untertransport) nähen. Das kann je nach Material individuell entschieden werden. Bautechnisch gesehen ist es ein Obertransport nur für Materialien, wie sie in einem Haushalt anfallen können. Zum Beispiel Materialien aus denen Kleidung, Wäsche, Tischwäsche, Dekotextilien oder leichte Lederbekleidung besteht. Dieser Obertransport entspricht nicht der Bauweise in einer Industrie-Nähmaschine. Dafür ist er nicht ausgelegt. Bei der Verarbeitung von zu schweren / harten Materialien wird die Maschine überlastet und nimmt Schaden. Der Vorteil dieses Obertransportes ist, dass sich das Nähgut, während genäht wird, nicht verschiebt. Der Einsatz des Obertransportes muss auch geübt werden, denn am Beginn einer Naht greift der Obertransport erst nach ca. 5 mm. Bis dahin kann sich die Naht zusammenziehen. Um das zu vermeiden, ist es ratsam, die ersten Millimeter / Zentimeter der Naht rückwärts zu nähen, am Stoffanfang umzuschalten und dann vorwärts zu nähen. Damit ist die Naht gleichzeitig verriegelt und der Obertransport hinterlässt an der Naht keine zusammengezogenen Spuren. Ansonsten muss man darauf achten, dass die beiden Fäden genau unter dem Obertransport laufen, ab Nähanfang festhalten, bis der Obertransport den Stoff erreicht hat. Dann wird die Naht auch nicht zusammengezogen. Zu hohes Nähgut macht dem Obertransport Probleme. Er hängt dann leicht fest und kommt nur mit Mühe / Hilfe über diese Stelle (siehe Fotos Nr.: 33 – 35). Die Näherinnen / Näher sollten das beachten und beim Nähen z.B. von Teilen des Bundes einer Jeans oder beim Überqueren von hohen Nähten, der Maschine Unterstützung per Handrad und Stoffdrückerhebel (Lüfterhebel) geben. Beim Nähen / Ändern von Lederbekleidung kann der Obertransport und der Motor beim Überqueren von schon vorhandenen gesteppten Nähten (siehe Foto 33), wie sie bei doppelten Materialien vorkommen, schnell an seine Grenzen kommen. Das Nähgut ist dann einfach zu hoch und zu dicht (siehe Foto Nr.: 35).
Mit der Konstruktion dieser Generation von Haushaltsnähmaschinen hat Pfaff hohe Maßstäbe im Nähmaschinenbau gesetzt. Bautechnisch gesehen, gehören diese Nähmaschinen zur Oberklasse, die erstklassig funktionieren und so gut wie keine Wünsche offen lassen. Die Nähergebnisse dieser Maschine können als sehr gut eingeschätzt werden, sie näht leichtgängig, leise u. sehr sauber, es ist das typische Pfaff-Nähverhalten, das im Vergleich mit anderen Nähmaschinen eher langsam und tapsig wirkt. Diese Generation von Nähmaschinen hat einen hohen Komfort, an den man sich sehr schnell gewöhnen kann. Wenn man ihre Bedienung beherrscht, macht es einem so eine Maschine sehr leicht. Profis können sich von ihr verwöhnen lassen und Anfänger haben mit ihr kein Provisorium, sondern eine Nähmaschine fürs gesamte Leben erworben.
Als diese Nähmaschinen damals verkauft wurden, waren sie sehr begehrt, daran hat sich bis heute nur wenig geändert. Heute nach über 40 - 50 Jahren befinden sich noch zahlreiche Nähmaschinenmodelle aus den 11er und 12er Baureihen in deutschen Haushalten im Einsatz oder sind wegen Defekten abgestellt. Dass diese Generation von Nähmaschinen nicht mehr für die Ewigkeit gebaut wurde, mussten / müssen zahlreiche ihrer Besitzer oder Käufer feststellen. In den Maschinen gibt es Bauteile, deren Material nur eine begrenzte Nutzungsdauer hat. Dazu gehören elektrische Bauelemente und Teile aus Kunststoff. Der harte Preiskampf auf dem Nähmaschinen-Markt, der durch die Billigkonkurrenz aus Asien Einzug gehalten hatte, zwang auch den Hersteller Pfaff zur Kostensenkung. Bestimmte Teile wurden nicht mehr selbst hergestellt, sondern billiger auf dem Weltmarkt eingekauft. An teuren Materialien wurde der Rotstift angesetzt. So wurden z.B. hochwertige Nylon-Zahnräder, die bisher von Experten als unbedenklich und langlebig eingeschätzt wurden, durch solche aus minderwertigen Kunststoffen ersetzt (der Schablonenblock aus Kunststoff ist davon auch betroffen). Der minderwertige Kunststoff trocknet aus, schrumpft und es kommt zum Bruch / Reißen der betroffenen Bauteile. Mit solchen Schäden näht die Maschine nicht mehr! Sparmaßnahmen an der Lagertechnik äußern sich darin, dass Lager, wie z.B. das Zickzack-Lager und das Greifer-Lager aus ihrer ursprünglichen Position wandern (Experten nennen das Wanderlager), weil sie nicht verstiftet sondern nur verpresst sind. Auch mit diesen Schäden nähen die Maschinen nicht mehr. Eine Reparatur dieser Defekte ist sehr aufwendig und heute kostenintensiv, die Lager müssen verstiftet und Zahnräder erneuert werden. Die betroffenen Besitzer so einer Nähmaschine stehen vor einer nicht einfachen Entscheidung. Es sind Maschinen, deren Nutzungsdauer abgelaufen ist und die eigentlich keinen Zeitwert mehr besitzen. Auf der anderen Seite ist da der ideelle Wert, der die Besitzer veranlasst, ihr gutes Stück nicht zu verschrotten und neue Besitzer möchten die Besonderheiten dieser einzigartigen Nähmaschine kennen lernen. Positiv ist dabei allerdings zu vermerken, dass es die meisten Ersatzteile für diese Baureihen noch zu kaufen gibt. Die Entscheidung darüber, ob sich die Reparatur durch den Nähmaschinenfachmann im Einzelfall noch lohnt, muss jeder selbst entscheiden.
Meine Pfaff 1222 habe ich eigentlich funktionstüchtig gekauft, aber als ich sie auspackte, war sie defekt! Auf dem Postweg zu mir, hat sie einen Transportschaden erlitten, bei dem Teile an der Nähmaschine beschädigt wurden. Noch lange danach stand sie bei mir defekt in der Ecke. Ich hatte Bedenken, dass es sich um einen größeren Schaden handeln könnte. In diesem Fall hätte ich mit erheblichen Reparaturkosten rechnen müssen. Nach der ersten Überprüfung habe ich festgestellt, dass die Maschine nach einer halben Umdrehung mit dem Handrad blockiert, der Schalter war gebrochen und das Füßchen vollkommen verbogen. Nach der Beseitigung der Blockade und der Erneuerung der beschädigten Teile konnte ich zum Glück feststellen, dass es keine weiteren Schäden an der Maschine gibt. Vorsichtig begann ich mit ihr zu nähen. Ich traute dem Frieden lange nicht. Über 3 Jahre nähe ich nun schon mit der Pfaff 1222, meine Ängste sind verflogen, an das Nähverhalten habe ich mich gewöhnt und die Vorteile des Obertransportes haben mich überzeugt. Wenn ich heute etwas nähen muss, dann greife ich nicht zu einer anderen Top-Nähmaschine, sondern benutze die 1222 für meine Näharbeiten. Ich muss zugeben, dass sich die Pfaff zur ersten Wahl entwickelt hat. Die 1222 ist in meiner Nähmaschinen Sammlung in die 1. Liga eingezogen. Wegen der Verwendung von Kunststoff in der Mechanik würde sie bei mir im Neuzustand auf einer Skala von 1 bis 10, 9 Punkte bekommen. Beurteile ich sie nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse, kann ich ihr nur 8 Punkte geben, weil jederzeit ein Ausfall an den Schwachstellen der Nähmaschine erfolgen kann.
Vorteile
Leichte Nähmaschine (NM) aus Aluminium, Gewicht ca.:12 kg, hochwertige Mechanik, hoher Komfort, funktioniert leichtgängig und leise, Pfaff Umlaufgreifer, Nadelsystem 705/130 (div. Ausführungen), Hochfüßchen, Sinterlager (wartungsarme NM),
Nachteile
Bedienung ohne Bedienungsanleitung nur bedingt möglich, Kunststoff in der Mechanik, begrenzte Nutzungsdauer, Maschine nicht für die Ewigkeit gebaut – an den Schwachstellen können Defekte entstehen. Es werden spezielle Füßchen mit einem Ausschnitt für den Obertransporteur benötigt.
Folgende Dinge betrachte ich besonders kritisch:
- Schablonenblöcke aus Kunststoff,
- Zahnräder aus Kunststoff,
- Kondensatoren u. andere Bauelemente in der aufwendigen Elektronik, die nicht für die Ewigkeit gebaut wurden,
- Lockerung des Zickzack-Lagers,
- Lockerung des Greifer-Lagers,
- Der Motor ist relativ ungeschützt mitten in der Maschine verbaut und zwecks Wartung nicht einfach zugänglich.
- Im einfach gebauten Anlasser befindet sich eine Kohleandruckfeder, die sich leicht abnutzen kann,
- der Schalter wird porös und bricht auseinander.
Hinweise: Die Greiferanlage ist regelmäßig zu pflegen, Mechanik immer sauber halten.
Nur Motorantrieb möglich.
Text: I. Naumann
Optisch dem Zeitgeschmack angepasste Wiederauflage der Pfaff 90 mit Reibradantrieb.
Die Pfaff 96 ist die Flachbettversion der Pfaff 97, ergänzt um eine Zierstichautomatik (Blindstich, genähter Zickzack). Sie verfügt ebenso über einen Einbaumotor, der über eine Reibradantrieb die Kraft auf das Handrad weitergibt (mit den selben Problemen wie bei allen 90er Modellen). Näheres siehe dort.
Die Haushalts-Nähmaschine 284 von Pfaff ist eine Zickzack-Nähmaschine der neuen Generation aus den 70er Jahren. Pfaff bleibt auch bei dieser Baureihe der neutralen aber ansprechenden Linie treu. In der Mechanik gibt es Veränderungen, diverse Teile sind aus Kunststoff und wie das Foto Nr. 06 zeigt, wird der Zickzackstich durch eine Schablone erzeugt. Neu ist auch die Form der Zahnräder am Greifer (siehe Foto Nr. 11). Diese technischen Veränderungen wirken sich auf das Nähverhalten aus. Es ist ein spürbar neues, aber angenehmes Nähverhalten. Die 284 näht Pfaff-typisch leichtgängig, leise und sauber. Sie arbeitet mit dem Pfaff-Umlaufgreifer und benötigt die Nadeln des System 705/130. Den Nähmaschinenkonstrukteuren der neuen Pfaff-Generation ist es gelungen, beste Qualität ökonomisch vertretbar herzustellen.
Die Pfaff Zickzack-Nähmaschine 284 ist Bestandteil meiner 1. Liga, auf meiner Skala von 1 bis 10 erhält sie 8 Punkte, weil der Kunststoffanteil in der Mechanik gestiegen ist und sich damit das Nähverhalten geändert hat.
Vorteile
einfache überschaubare Bedienung, leichtgängige Mechanik, normaler Komfort, leichte Maschine, Gewicht mit Motor und Sockel 8 kg, Grundgehäuse aus Aluminiumguss, normale Halterung für Anbaumotor vorhanden
Nachteile
Kunststoff in der Mechanik, Fadenspannung kann durch Riss im Kunststoffgehäuse unbrauchbar werden
Text: I. Naumann
Text folgt.
Die „Pfaff hobbymatic 803“ Freiarm-Haushaltsnähmaschine ist ein weiteres Modell aus der Nähmaschinen-Baureihe von Pfaff der 70er Jahre. Genau wie bei dem Modell 284 werden die Sticharten, außer dem Geradstich, durch Schablonen erzeugt. Die „hobbymatic 803“ hat 4 Programme und eine Knopflochautomatik. Mit den 3 Schablonen (siehe Foto Nr. 8) wird je der Zickzack-Stich, der genähte Zickzack-Stich und der Blindstich erzeugt. Schon der Name dieser Nähmaschine bringt zum Ausdruck, welcher Verbraucherkreis angesprochen ist. Ihre Ausstattung erfüllt die Anforderungen von Nähanfängern und Hobbyschneidern. Die Schilderungen zur Mechanik im Text zur Pfaff 284 treffen auch für die 803 zu. Weil die Pfaff 803 den gleichen Antrieb hat wie die Pfaff 93 Freiarm, treffen die Aussagen zum Motorantrieb und den damit verbundenen Hinweisen zum Reibrad auch hier zu. Das Foto Nr. 25 zeigt, dass das Gehäuse der Fadenspannung der 803 genau wie bei der 284 Risse aufweist. So ein Riss geht durch das gesamte Gehäuse. Laut Auskunft der Fachwerkstatt ist dieser Zustand, solange keine weiteren Schäden, wie z.B. ein klemmender Auslösestift, eine abgebrochene oder hakende Fadenanzugsfeder hinzukommen, unbedenklich. Sollte jedoch das Einsetzen einer neuen Fadenanzugsfeder notwendig werden, dann kann es bei der Demontage zum Bruch des Gehäuses der Fadenspannung kommen (siehe Foto Nr. 22 bei der Pfaff 284).
Genau wie die Pfaff 284 gehört auch die 803 in meine 1. Liga und erreicht 8 Punkte auf meiner Skala von 1 bis 10.
Vorteile
einfache und überschaubare Bedienung, leichtgängige Mechanik, Gewicht mit Anschiebetisch 9 kg, Grundgehäuse aus Aluminium Guss, Lampenverkleidung und Haube aus Kunststoff
Nachteile
siehe Pfaff 284
Text: I. Naumann
Diese Nutzstich-Automatic Flachbettmaschine Pfaff 208 stammt aus einer Serie von Maschinen, die Pfaff zunächst unter den Marken "Kayser" und "Gritzner" vertrieb. Der konstruktive Ursprung dürfte in der schon fast baugleichen Maschine Gritzner N (siehe unter Gritzner) zu finden sein. Kayser war die zweite große Nähmaschinenfabrik im Kaiserslautern, die aber in der Weltwirtschaftskrise 1930 aufgegeben, geschlossen und 1931 an Gritzner im bis 1938 noch eigenständigen Durlach verkauft wurde. Die Produktion wurde am Standort Durlach zusammengefasst. 1957 erwarb die Pfaff AG die Gritzner-Kayser Werke im Anschluss an den Wiederaufbau nach einem Großbrand in Karlsruhe-Durlach und verlagerte bis 1968 sukzessive ihre gesamte Haushaltsmaschinenproduktion in die geräumigen neuen Werksanlagen. Es entstanden unter Pfaff-Regie gute, aber preiswerte CB-Greifer-Serien, die wohl auch als Antwort auf den Markterfolg der Quelle Japan-Import-Maschinen gedacht war. Vermutlich spielt die eigene strategische Zusammenarbeit mit dem japanischen Hersteller Janome eine wichtige Rolle, der Teile der Mechanik für die in Durlach eingerichteten Dorina-Werke lieferte, während Pfaff u. a. die Gehäuse lieferte. Bilder von zeitgleichen Janome-Maschinen weisen in einigen Bauteilen verblüffende Ähnlichkeiten auf. Möglicherweise wurden diese Komponenten nach Beendigung des Joint-Venture von Pfaff mit erwobenen Lizenzen weitergebaut. Man verkaufte die Maschinen zunächst über die weitergeführte Gritzner-Kayser-Vertriebsorganisation. 1971 wurde die baugleiche Maschine Kayser 46 ZZ (siehe Pfaff Extra 66/Kayser 46) mit Varianten auf den Markt gebracht. Tatsächlich hatte Pfaff sehr schnell mit leicht abgewandelten Kayser-Maschinen für das Versandhaus Neckermann und die Kaufhäuser Horten und Karstadt Erfolg. Z. B. weist die Karstadt Dorina 15 abgesehen von der Anordnung der Bedienung und einem anderen Motor viele Gemeinsamkeiten mit der Gritzner-Kayser 44 auf. Da die beliebten Maschinen auch im Fachhandel Erfolg versprachen, wurden sie wenig später als Typen Pfaff 204-211 ins Hausprogramm übernommen und ab 1971 bis ca. 1985 produziert. Die einfachste Pfaff 204 (nur Zickzack) kostete 1982 ca. 398 DM. Das Design entspricht der nüchternen, kantigen Formensprache der 70er Jahre, die sich auch bei Autos aus dieser Zeit wiederfindet. Sogar in den modischen Popfarben (s. a. Pfaff Extra 66/ Kayser 46) wurden Sondermodelle angeboten.
Diese Pfaff 208 mit der Nummer 00841891 gehört zu den letzten Ausführung der Serie nach 1980 mit Motorriemenabdeckung und intergirertem (d. h. eng ans Maschinengehäuse und die Grundplatte angebautem, gekapseltem) Motor. Die ursprüngliche Motoraufhängung dieser Maschinen war der häufigste Reklamationsgrund, da die Befestiungsschrauben mit den in zu spröden Kunststoff eingebetteten Gewindebuchsen im Motor bei seitlicher Beanspruchung durch Schlag oder Druck auf den Motor leicht ausbrechen. Die Verkleidung und neue intergrierte Motoranbringung sollte solche Beanspruchungen vermeiden und sah auch moderner aus. Die Maschine befindet sich in einem Aluminiumdruckguss-Gehäuse und ist mit ca. 10 kg Gewicht relativ leicht.
Der CB-Greifer samt Greiferkäfig wurde fast identisch von älteren Gritzner-Kayser-Maschinen übernommen und entspricht auch Dorina-Janome-Ausführungen. In wie weit die erwähnte Zusammenarbeit mit Janome bei diesen Maschinen noch bestand, lässt sich nicht mehr feststellen. Die Vorreiber, die die Verschlussplatte halten, sind schon aus Kunststoff statt Metall. Im gekapselten Greiferschwenkgetriebe baute man das Segmentzahnrad aus Delrin. Auch die Nutzstiche werden von einer Trommel aus Kunststoff mit den entsprechenden Steuerkurven abgetastet, die auch von einem Kunststoffzahnrad angetrieben wird..
Bei dieser gebraucht erworbenen Maschine fehlt auf der Fadenspannung die originale Verstellkappe aus Kunststoff. Die darunter befindliche Polyamid-Rändelmutter erfüllt aber auch ohne diese Kappe den Zweck der Verstellung. Zum Glück ist die Fadenspannung ansonsten noch aus Metall. Zur Abdeckung der Spannungsfeder und Andruck auf die Spannungsscheiben sind eine Haid-und-Neu-Anpressglocke und die umgedrehte originale Anpressglocke ineinandergesteckt worden. Auch die Vorspannung auf dem Deckel hinten fehlte und wurde durch eine Schraube mit zwei gegeneinander gedrehten Scheiben ersetzt. So kann man fehlende Ersatzteile mit einfachen Mitteln "nachbauen". Das standardmäßige Zubehör besteht aus Knopfannähfuss, Klarsicht-Knopflochfuss und Rollsaumfuß. Weiteres Zubehör ist bis heute erhältlich. Es passen nur Zickzack- und einige Gradstich-Nähfüsse für niedrige Befestigungshöhe, wenn sie den bei Pfaff-Maschinen dieser Zeit etwas längeren Transporteur überdecken. Sind sie zu kurz, gibt es Probleme mit den Zickzacknähten. Die mehrsprachige Bedienungsanleitung findet sich auf der Service-Homepage von Pfaff.
Die wenig benutzte Maschine kam ungewartet, völlig verstellt zum jetzigen Besitzer. Nach kompletter Neujustierung des Greifer-Nadelabstandes, des Greifertimings und der Nadelstangenhöhe näht die Maschine die ihr zugedachten Sticharten mit gewohnter Pfaff-Präzision. Diese Anleitung ist sehr zur Einstellung zu empfehlen: http://mengeonline.net/Naehmaschinen/Anleitungen/CB_Hook_Timing_Adjustment.pdf.
Auf den Testbildern mit unterschiedlichen Garnfarben oben und unten sieht man, dass die Oberfadenspannung bei Zickzack- und Blindstichnähten etwas zurückgenommen werden muss.
Der sehr durchzugkräftige Transporteur zieht bemerkenswert gerade, aber auch zu robust. Es fehlt allerdings eine einfache Verstellmöglichkeit des Füßchendrucks, man kann etwas mit Zwischenstellungen des Ausschaltknopfes vorne rechts probieren, Maschinen unter der Marke Gritzner haben eine Zwischenstufe. Mit sehr weichem Jerseystoffen gibt es allerdings Probleme, eine elastische Zickzacknaht wird unruhig ausgeführt, weil der Stoff schnell Falten unter dem Füsschen wirft, wenn er nicht vorn und hinten mit Gefühl glatt geführt wird. Dabei darf das Gewirke aber nicht über den Vorschub des Transporteurs hinaus gezogen werden. Es empfiehlt sich, wie bei fast allen CB-Greifer-Maschinen, bei Nahtbeginn auf weichen bis mittelfesten Stoffen den Oberfaden 2-3 Stiche lang hinten festzuhalten, damit der Faden nicht von hinten statt oben eingezogen wird und Schlaufen bildet, die sich im Transporteur oder Greifer verhaken. Die Knopflochautomatik arbeitet nur mit dem speziellen durchsichtigen Knopflochfuss zuverlässig. Der besitzt eine Aussparung längs der Fussmitte, durch die die dickeren Garnraupen geführt werden. Unter dem Standardnähfuß würden die Garnanhäufungen bei den notwendigen engen Zickzackstichen in den Nadelschlitz in der Stichplatte hineingepresst und dort verhaken.
Das häufige, erfolgreiche Anbieten von Maschinen aus dieser Serie bei Onlineauktionen zeigt die Beliebtheit und den Verkaufserfolg dieser Maschinen. Pfaff konnte damit einen breite Käuferschicht erreichen, die nicht gewillt oder in der Lage war, viel Geld für eine gute Nähmaschine auszugeben. Bei guter Pflege und haushaltsmäßiger Nutzung erreichen sie eine lange Funktionsdauer, trotz einiger Kunststoffzahnräder. Das Delrin-Greiferzahnrad wird von einigen Firmen nachproduziert. Der schwach aufgehängte Motor der ersten Baujahre (nicht dieses späteren Modells) könnte jederzeit durch ein anderes Fabrikat mit ähnlicher Leistung (min. 80W) und ähnlichen Abmessungen ersetzt werden, ein Vorteil der älteren "Rucksackaufhängung". Bei den späteren, integrierten Motoren geht das nicht mehr. Das Laufgeräusch ist relativ ruhig.
Obwohl es aus Pfaff –Sicht eine Lowcost-Maschine war, kann man sie qualitativ in die 1. Liga einordnen. Wegen der schwachen Motoraufhängung und den Kunststoffteilen, vor allem wegen des etwas rauh arbeitenden Transporteurs gebe ich ihr aber nur 8 von 10 Punkten. Auf festen Stoffen stört Letzterer nicht und liefert ein hervorragendes Stichbild. Sie kann bei guter Pflege und verständiger Bedienung lange gute Dienste leisten.
Text: H. Demmer
Die Pfaff Hobby 721 wurde, wie das Typenschild ausweist, gebaut unter Regie der Tochterfirma Dorina. Angetrieben wird die Maschine über einen verlustarmen Zahnriemen von einem 70Watt Motor der japanischen Fa. YDK. Auch Taiwan war bei der Prodution im Spiel, wie man aus div. Beschriftungen entnehmen kann. Wie der Name schon suggeriert, ist es eher eine Hobby-Maschine und gehört mit 7,65 Kg auch zu den Leichtgewichten, ist aber schon noch recht robust gebaut!
Sieht mal mal von den vielen Kunststoff-Zahnrädern und Programmtrommeln ab, die bei Pfaff schon mit der 230er in der der ersten Hälfte der 50er Jahre obligatorisch wurden, dennoch waren hier, in 2016, alle Zahnräder noch intakt!
Das Alugehäuse ist farblich und von der Oberfläche her, sehr gut an die Kunststoff-Anbauteile angepasst, so dass man schon genau hinschauen muß, um das auseinander zu halten. Der obere Deckel hat im Griffbereich 2 Metallverstärkungen für Griff- und Deckelverschaubungen eingebaut, die das Gewicht haltbar und sicher in den Griff einleiten. Der Kunststoffkoffer wird nur von oben übergestülpt und der Maschinengriff durchgefädelt, so muss der Koffer keinerlei Kräfte aufnehmen! Eine clevere und haltbare Lösung.
Es kommen die Standard Flachkolbennadeln Typ 130/705 zum Einsatz, auch die Standard CB-Spulen passen. Sie hat die gebräuchlichsten Nutznähte, einige Zierstiche und auch Dreifach-Nähte (Grüne Symbole; Transporteur geht vor-zurück-vor-vor) fest eingebaut, welche mittels Programmwahl-Schaltrad und Stichlängen-Drehtrommel einstellbar sind. (siehe Text im zugehörigen Bild).
Die 721 hat, im Gegensatz zu vielen Pfaffs, einen CB-Greifer, der zunächst mal über robuste Temperguss-Pleuel angetrieben wird , ebenso der versenkbare Stahl- Transporteur. Potentielle Schwachstelle ist am Ende des Antriebsstrangs das Kunststoff- Tellerradsegment des Kegelgetriebes.
In dem Getriebe-Bereich hatte sich denn auch die Position des Greifers etwas verstellt, so dass er den Oberfaden nicht mehr fing. Mit etwas Nachdruck konnte man den Greifer jedoch wieder auf korrekte Position verdrehen, was aber heißt: Irgendwo ist ein Schräubchen zu locker!
Leider kommt man nicht an alle Klemmschrauben heran, insbesondere die vom Kegelrad auf der Greiferachse, sind vom Gehäuse komplett verdeckt! Habe da lange gerätselt, wie die wohl angezogen wurden?
Im Nachhinhein, als ich die Maschine schon wieder abgegeben hatte, kam mir beim betrachten der Bilder der mögliche Ablauf in den Sinn: (Siehe auch Text im zugehörigen Bild)
1.Klemmschauben des Tellerrads lösen
2. LosesTellerrad so ausfahren, dass es das Stahl-Kegelrad nicht mehr berührt.
3. Schrauben vom Axial-Stellring lösen.
4. Nun kann die Greiferachse mit dem Kegelrad aus dem hinteren Sinterlager ca 1 cm nach von gefahren werden, so dass seine Klemmschrauben angezogen werden können.
5. Alles wieder zurück an alte Position, zum Schluss kann die Greiferposition wieder mit dem leicht angezogenen, noch verdrehbaren Tellerrad auf korrekte Eingreifposition gebracht werden. (Greiferspitze etwas oberhalb des Nadelöhrs beim Rücklauf der Nadel )
6. Restliche Klemmschrauben festziehen!
Alles zusammen kein Job für mechanisch ganz Unbedarfte!
Nach der Justage und gründlchem Abschmierdienst hat dieses Exemplar seine Nähprobe jedoch wieder mit Bravour bestanden.
Vorteile
Leicht, gutes Nähverhalten , CB-Greifer gut zugänglich , Stahl Transporteur, Standard Spulen und Nadeln
Nachteile
Viel Kunststoff, verschachtelt geschraubte Abdeckungen (eine deckt die Schrauben der Anderen ab), Klemmschrauben auf glatten Wellen lassen Verstellung zu. Programmwahl nicht sofort leicht verständlich.
Text: Th. Schumacher
Die Pfaff Extra 66 (baugleich mit der Kayser 46) ist eine Sondermodell der Pfaff 208 mit CB-Greifer und Anbaumotor.