Pfaff bis 50er Jahre
Zur Geschichte.
Diese 1883 gebaute Pfaff A hat die sog. Fiddlebase, die geschwungene Basisplatte der frühen Nähmaschinenkonstruktionen. Es werden Nadeln des Typs 12x1 benötigt.
Die Beschäftigung mit der Geschichte einer alten Nähmaschine fördert auch manche interessante Erkenntnis zu Tage. Nachdem sich die Dampfmaschine als Ersatz für Muskelkraft durchgesetzt hatte und das Eisenbahnnetz ausgebaut wurde, setzte gegen Ende des 19.Jahrhunderts weltweit eine industrielle Revolution ein. Die Gründung des deutschen Reiches 1871 begünstigte diese hierzulande. Der allmählich steigende Wohlstand ließ die bürgerliche “Mode”, im Alltag tragbare “Prêt-à-porter”, entstehen, die sich von den heute “Trachten” genannten, oft uniformhaften, zweckgebundenen Bekleidungen der alten “Stände” abhebt. Damit stieg in bürgerlichen Haushalten das Verlangen, von professionellen Schneidergeschäften unabhängig modische Kleidung zuhause selber zu nähen oder von einer Hausangestellten nähen zu lassen. Der US-amerikanische Unternehmer Ebenezer Butterick erfand die dazu notwendigen Schnittmusterbögen 1863, die man bald überall kaufen konnte. Mode war bis dahin allenfalls Sache des Adels oder Geldadels, massenhafte Konfektionskleidung für Jedermann entstand erst allmählich. Das kostete freilich die Mehrheit der örtlichen Schneider die Existenz. Dies mussten auch die überall entstehenden Nähmaschinen-fabriken realisieren, die nun verstärkt für den Bedarf von “Familien” neben den Aufträgen für die aufkeimende Bekleidungsindustrie arbeiteten. Allen voran ging der amerkanische Konzern, den Isaac Merrit Singer mit Erfindungsgeist und Geschäftssinn gegründet hatte. Als Erster, schon 1865, schuf er seine legendäre “Family”-Maschine Typ 12 mit einem Durchgangsraum unter dem Arm von ca. 8 x 14,5 cm. Die modebedingt größeren Stoffvolumen ließen bald das Verlangen entstehen, mehr Platz unter dem Maschinenarm zu haben, zumal die Maschinen ja noch keinen Rückwärtslauf zum Nahtverriegeln hatten – der gesamte Stoff musste zweifach entgegengesetzt an den Nahtenden nochmal übernäht werden. Allerdings durften die Maschinen keine zu große Armlänge des Maschinenkörpers aufweisen, wie Schneidermaschinen, damit die Maschinen zuhause noch Platz fanden. In Deutschland entwickelten fast alle Hersteller aus der Singer Typ 12, die man in Deutschland Typ A nannte, schnell sogenannte Hocharm-Maschinen mit einem Durchgangsraum von ca. 12 x 18cm, die man frech, ohne Lizenzen zu besitzen, “Singer Typ B” nannte. Singer konnte seine Patente in Deutschland nicht durchsetzen und so warben fast alle deutschen Hersteller für ihre mehr oder weniger deutlichen Kopien mit der Bezeichnung “Singer-Maschine” . Singer schuf 1885 sein eigenes “High-Arm-Family” Modell.
Auch Pfaff baute die ersten Hocharm- “Familienmaschinen” Typ B ebenfalls ab 1885. Anfangs wurden sie noch mit einer geigenförmigen Grundplatte ausgestattet , die von der Pfaff Type A (Vorbild: Singer 12) übernommen wurde, bald wurde diese Form aber durch eine rechteckige mit 16 x 32,5cm ersetzt. Die Gloriosa B von Haid & Neu hat eine Grundplatte von 16,5 x 32cm. Im Gegensatz zu den runden, aus gezogenem Draht gefertigten Stoffdrücker-und Nadelstangen der Singermaschinen ab ca. 1880 behielt man in Deutschland die preiswert zu fertigenden, trapezförmigen Stangen länger bei. Um den erfolgreichen, weil mit niedrigen Lohnkosten preiswerteren deutschen Konkurrenten Paroli zu bieten, schuf Singer als Antwort auf die vielen aus Deutschland exportierten Kopien seine nur mäßig erfolgreiche Type 48K (siehe “Singer bis 1950”), die natürlich sofort wieder kopiert wurde. Aber auch untereinander kopierten die deutschen Hersteller ohne Skrupel. Die Nähmaschinenindustrie war aus einfachen Handwerksbetrieben entstanden, die nicht lange fragten, was sie durften. Sogar das Singer-Firmenlogo mit dem großen S und dem Schiffchen wurde von einigen geschickt, nur geringfügig verändert angebracht. Patentprozesse waren an der Tagesordnung. Pfaff stach aber schon durch viele eigene Erfindungen und Innovationen hervor. Ruhe in diesem Kopierwettbewerb kehrte erst ein, als Singer in Deutschland sein Wittenberger Werk gebaut hatte und seine nun auch im Deutschen Reich gültigen Patente durchsetzen konnte. Nach dem ersten Weltkrieg mit gewaltigen Schrumpfungsprozess, was die Zahl der Hersteller angeht, wurde in Folge die durchaus eigenständige Ingenieurkunst in deutschen Nähmaschinenfabriken stärker genutzt, statt bloß fremde Technik nachzubauen, zu verfeinern und fälschlich mit dem Namen Singer zu werben. Der Singer-Konzern kam mit seiner technisch eher konservativen Haltung sogar in Folge immer wieder ins Hintertreffen.
Pfaffs Type B ist erstaunlich baugleich mit der Haid & Neu Gloriosa B. Die hier vorgestellte Maschine mit der Seriennummer 482007 wurde ca. 1900 gebaut. Ein Händler namens NAAB & FINKENAUER, KAISERSLAUTERN hat sie verkauft, wie es in der rechten Schieberplatte eingraviert ist. Das Geschäft war ein frühes Beispiel eines “Nähzentrums” mit Werkstatt, Stoffverkauf und Schulungen. Nach den Befestigungsspuren an den zwei Schraublöchern unter dem Handrad war die Maschine ursprünglich mit einer Handkurbel versehen, die wie die hölzerne Grundplatte und das zugehörige Schiffchen leider fehlt. Der Handkurbelmechanismus einer Haid & Neu Typ B Maschine würde maßlich passen.Es ist anzunehmen, dass da gleiche Zulieferer eine Rolle spielen. Neben den Nähmaschinen-herstellern hatte sich eine große Zulieferindustrie für die vielen Kleinteile entwickelt. Das Bootschiffchen der Haid und Neu Gloriosa B passt ebenfalls genau in den Aufnahmekäfig der Pfaff B.
Anders als bei Singer-Maschinen der Zeit ist eine Motorhalterung nicht vorhanden, wohl aber die Möglichkeit, die Maschine samt Holzplatte auf einen Nähtisch mit Tretantrieb zu setzen. Obwohl es schon Schwingschiffchen- und Ringgreifermaschinen gab, waren Langschiffchen wegen des guten Stichbildes sehr beliebt, ohne Motor war die Stichgeschwindigkeit dafür nicht zu hoch. Man darf nicht vergessen, dass die allgemeine Stromversorgung erst langsam bis 1928 aufgebaut wurde. Lange wurde in den Städten Licht mit Gas erzeugt.
Zwischen den Typen B von Haid & Neu und Pfaff um 1900 bestehen Unterschiede in den Abmessungen nur im mm Bereich. Vermutlich hat Pfaff 1885 die ersten Gehäuse (wie auch Haid & Neu) bei einer noch nicht werkseigenen Eisengießerei in der Nähe bestellt. Der schwere Eisenguss wurde damals noch mit Pferdefuhrwerken transportiert. Ab 1898 besaß man in Kaiserlautern eine eigene Gießerei, aus der auch das Gehäuse der Maschine hier stammt. Haid & Neu hatte schon seit 1890 eine eigene Gießerei. Beide Maschinen arbeiten mit den alten Rundkobennadeln der Type 339. Nur in einigen kleinen Details unterscheiden sich die Maschinen:
1. Die Pfaff besitzt schon eine Auslösung der Fadenspannung bei angehobenem Nähfuß. Ein kleiner Kipphebel, den der angehobene Nähfusshebel innen zur Seite drückt, drückt dabei auf den Niet, der die Spannungsscheiben zusammenhält und von einer Blattfeder innen angezogen wird. Die vordere Schraube auf dem Maschinenkopf erhöht die Spannung beim Hineindrehen durch Hebelwirkung wie bei Haid & Neu und anderen Herstellern.
2. Ein auffallender Unterschied ist die Auslösung des Handrads. Ein federnder Stift mit Griffknopf neben der zentralen Befestigungsschraube stellt den Kraftschluss mit einem Loch in der Stufe der Armwelle her, gegen die das Handrad gelagert ist. Damit das ausgelöste Handrad zum Spulen nicht nach einer Umdrehung gleich wieder mit der Armwelle verbunden wird, lässt sich der Auslöseknopf durch einen Vierteldrehung in herausgezogener Stellung arretieren. Das Handrad ist etwas massiver ausgeführt.
3. Die Nadeleinsetzrinne links am unteren Ende der Nadelstange besitzt einen durch eine kleine Exzenterscheibe einstellbaren oberen Anschlag, der allerdings mit der Nadelmarke an der Nähstange justiert werden müsste. Da die 339er Nadeln nicht so exakt auf Länge gearbeitet sind, empfiehlt sich die herkömmliche Einstellung mittels dieser Marke und der Oberkante Nadelöhr auf Sitchplattenhöhe. Eine zu hohe Nadel behindert die Schlingenbildung, zu tief eingestellt bilden sich Schlingen unter dem Stoff, die nicht mehr vom Fadenhebel angezogen werden können.
4. Der patentierte Spuler ist komplett anders aufgebaut. Auch er besitzt eine einstellbare Auslösung bei voller Spule. Er ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der von der Garnrolle kommende Faden läuft zuerst durch die obere Drahtöse, anschließend durch die obere Bohrung des Fadenleitblechs, einmal um die Vorspannungsvorrichtung herum, von hinten durch die untere Bohrung der Fadenleitblechs, dann über die bogenförmige Kulissse auf die Spule (siehe Bild).
5. Der Auswurf des Schiffchens ist trotz großer Ähnlichkeit besser und verschleiss-ärmergelöst als bei der Haid & Neu Gloriosa B. Er basiert auf dem allerersten Pfaff-Pantent von 1880.
Die Pfaff B besitzt wie die Haid & Neu-Maschine keine Fadenanzugsfeder. Die ausgeklügelte Walzenkurve des Fadenhebels lässt bei den doch noch langsamen Stichfolgen keinen übermäßigen Ruck im Faden bei Anzug entstehen. Auch bei dieser Pfaff-Maschine wurden alle wichtigen Teile mit der Seriennummer der Maschine gestempelt, ein Zeichen für die im Grunde handwerkliche Produktion. Ein serientaugliches Toleranz-Fertigungssystem mit Teiletauschmöglichkeit wurde von Pfaff als erstem Hersteller damals gerade erst entwickelt. Einige Koffermaschinen besitzen eine Befestigungsschraube vorne in der Grundplatte, die ein Abklappen von der Bodenplatte des Koffers beim Transport verhindern sollte, diese hier nicht.
Die gesamte weitere Technik ist gleich wie in der der Haid & Neu Typ B gebaut. Auf eine ausführliche Beschreibung kann daher hier verzichtet werden. Es sei auf den Artikel über die Haid & Neu Gloriosa B verwiesen. Auch in den Näheigenschaften ist eine deutliche Ähnlichkeit festzustellen.
Diese Maschine ist sehr stark benutzt worden, was am fast vollständig abgenutzten Dekor der Grundplatte zu sehen ist. Nach langer Lagerung in feuchten Räumen war sie auch sehr stark angerostet, was zur vollständige Blockade aller beweglichen Teile geführt hatte. Mit rostlösendem Feinöl wurde der Rost entfernt und alle Lager der Maschine beweglich gemacht. Die Schieberplatten und andere glänzende Metallteile, die mit Stoff und Faden in Berührung kommen, wurden zur Vermeidung von Rostflecken vorsichtig mit Stahlwolle und Poliermittel wieder zum Glänzen gebracht.
Auch diese Maschine zeigt alle Merkmale einer bewusst preiswerten Ausführung und gehört sicher in die 2. Liga. Aufgrund ihrer dennoch guten Näheigenschaften, getestet nur mit dem Handrad, und der (trotz Vernachlässigung!) unverwüstlichen Ausführung kann man ihr 10 von 10 Punkten zusprechen..
Text: Harald Demmer
Die Pfaff 11 ist eine der typischen Vertreterinnen der Singer-Nachbauten, wie sie sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts immer mehr im Massenmarkt durchgesetzt haben (vergleiche Singer 28 oder 128, Knoch Ossa etc.). Diese Bogenschiff-Nähmaschine wurde ca. von 1914 bis 1940 gebaut und konnte bereits vorwärts und rückwärts nähen.
Die Geradstich Haushaltsnähmaschine Klasse 31, ist eine Baureihe von Pfaff aus den 20er Jahren. Ursprünglich war sie in einem Tisch mit Eisengestell eingebaut und wurde per Fuß angetrieben. Sie besitzt aber eine normale Vorrichtung für einen Anbaumotor, so dass sie auch heute, leider ohne ihren schönen Tisch, mit Motor genutzt werden kann. Die Maschine ist sehr stabil gebaut, alles ist aus Metall, damit gehört sie zu den Unkaputtbaren. Sie hat eine hochwertige und leichtgängige Mechanik. Durch den CB-Greifer und das Nadelsystem 705 ist sie auch heute noch uneingeschränkt nutzbar. Einen versenkbaren Transporteur gibt es bei dieser Klasse noch nicht. Sie geht ohne Probleme durch dick und dünn und näht bei allen Stoffarten sehr sauber (siehe Foto Nr. 16). Die Maschinen der Klasse 31 haben die Fadenspannung an der linken Seite, was aber eigentliche unproblematisch ist. Damit aber keine Missverständnisse auftreten, zeigt ihnen das Bild Nr. 2, wie eingefädelt wird. So eine Geradstich-Nähmaschine kann ich Neueinsteigern sehr empfehlen, sie ist sehr robust und verzeiht auch mal kleine Fehler. Bei immer guter Pflege, kann man an diesem schönen Oldie, ob als Deko oder Hilfe im Haushalt, noch sehr lange Freude haben. Bei mir gehört die Pfaff 31 in die 1. Liga und weil sie hält, was sie verspricht, bekommt sie auf meiner Skala von 1 bis 10, 10 Punkte.
Vorteile
einfache Bedienung, leichtgängige Mechanik, CB-Greifer, Nadelsystem 705, normale Vorrichtung für einen Anbaumotor,
Nachteile
Gewicht von 16 kg (bei Verwendung als Koffernähmaschine)
Text: I. Naumann
Ein Nachtrag von Philip zum Gewinde der Motorbefestigung:
Ich habe mich im Dezember endlich mal drangesetzt, das Geheimnis der
Motorbefestigungsschraube zu ergründen, und hatte letzten Endes
Erfolg. Nach mehreren auf dem 3D-Drucker angefertigten Testschrauben
konnte ich mit Sicherheit feststellen, dass eine passende Schraube
einen Außendurchmesser von 6mm und eine Steigung von 20TPI haben muss.
Das lässt sich am einfachsten mit einem zweiteiligen Gewindeschneider
anfertigen, auf die Weise habe ich mir einen Stehbolzen angefertigt
von M6x20TPI auf "normales" M6 und kann den Motor jetzt einfach mit
einer M6-Mutter auf diesem Stehbolzen anziehen.
Und somit kann ich meine wunderschönen gut erhaltenen Maschinen
endlich nutzen, ohne sie modifizieren zu müssen :-)
Diese Pfaff 103 ist laut Seriennummer 1929 gebaut worden und damit ein Vorgänger der weit verbreiteten Pfaff 30. Dieser Schnellnäher mit Geradestich besitzt den Doppelumlaufgreifer nach Wheeler u. Wilson, es passen somit nicht die üblichen Pfaff-Spulenkapseln und Spulen (siehe Fotos). Die 103 ist sonst äußerlich weitgehend baugleich mit der Pfaff 30.
Es werden wohl Nadeln des Nadelsystems 103 benötigt, das sind Flachkolbennadeln, aber kürzer als das gängige System 705H/130. Die Spulen haben einen Durchmesser von 22 mm, eine Dicke von 7,6 mm und eine Öffnung von 5,9 mm (heutige Pfaff-Umlaufgreiferspulen haben einen Durchmesser von 21,9 mm, eine Höhe von ca. 8,85 mm und eine Öffnung von ca. 5,9 mm).
Text: Nähmaschinenverzeichnis
Gewerbeversion der Pfaff 30 mit horizontal liegendem Doppelumlaufgreifer. Nadeltyp "Lutrinafla", wohl identisch mit normalen Flachkolbennadeln. Maschine hier nachträglich rot lackiert und mit einem Rucksackmotor versehen.
Die Geradstich Nähmaschine Klasse 30 von Pfaff wurde später hergestellt als die Klasse 31, denn die 30 weist gegenüber der 31 technische Weiterentwicklungen auf. Der Herstellungszeitraum der Pfaff 30 kann in die Zeit Ende der 20e /Anfang 30er Jahre eingeordnet werden. Im Vergleich mit der Klasse 31 erkennt man, dass es Veränderungen in der Mechanik gibt (siehe Foto Nr. 14). Diverse Teile sind leichter geworden, was eine Gewichtsreduzierung auf 13 kg Zur Folge hat. Die Stabilität der Maschine wurde dabei aber nicht eingeschränkt, sie hat genau wie die 31 eine sehr leichtgängige Mechanik aus Metall, die immer gut gepflegt werden möchte. Sichtbare bedienerfreundliche Veränderungen stellt man an der neuen Position der Fadenspannung und der Aufspulvorrichtung fest. Es gibt weitere Veränderungen am Greiferaufbau, die nicht gleich sichtbar sind. Die Kl. 30 besitzt auch einen versenkbaren Transporteur, der seit den damals neu auf den Markt gebrachten Zickzacknähmaschinen, z.B. 130, zur Grundausstattung gehört. Eine weitere Gemeinsamkeit, die die Kl. 30 mit der 130 hat, ist die seitlich angebrachte Stichlängen-Regulierung, die aber bei später gebauten 130er Maschinen wieder im rechts aufsteigenden Arm untergebracht ist. Im visuellen Vergleich mit der Kl. 31 wirkt die Kl. 30 zierlich, was allerdings keine Auswirkungen auf das Nähverhalten der Maschine hat. Genau wie ihre Vorgängerin ist sie eine Allesnäherin und das in bester Qualität (siehe Foto Nr. 17). Und wenn sie nicht näht, dann ist sie versenkt in ihrem Tisch oder offen immer eine wundervolle Dekoration. Auch sie gehört in meine 1. Liga und bekommt auf meiner Skala von 1 bis 10, 10 Punkte.
Vorteile
einfache Bedienung, leichtgängige Mechanik, CB-Greifer, Nadelsystem 705, versenkbarer Transporteur, normale Vorrichtung für einen Anbaumotor.
Nachteile
Text: I. Naumann
Baujahr ca. 1938.
Text folgt.
Pfaff 34-6 Gewerbenähmaschine mit Geradestich, Kniehebel zum Füßchenheben, Stichweite variabel per Hebel mit verstellbarem Anschlag einstellbar, auch Rückwärtsnähen möglich. Ungewöhnlich: CB-Greifer (hier querstehend) bei einer Gewerbenähmaschine.
Wir waren auf der Suche nach einer Ledernähmaschine und erwarben diese Maschine vor Jahren vom Erben einer ehemaligen Sattlerei in der Lausitz. Die Maschine stand offensichtlich bereits seit vielen Jahren ungenutzt, abgestellt zwischen Dingen, die niemand mehr haben wollte und war in entsprechend erbärmlichem Zustand. Auf den ersten Blick war nicht klar, ob der Tisch noch zu retten sei. Die Mechanik war fest und ich habe auch nicht mit Gewalt probiert irgendwas zu bewegen.
Nun, die Bilder sprechen jetzt eine andere Sprache. Ich habe damals Tisch und Maschine lediglich trocknen lassen, vom Staub befreit, dann alles mit Ballistol Universalöl regelrecht eingeweicht, einen Tag später die Dreckschmiere von Tisch, Gestell und Maschine abgewischt und mit frischem Ballistol nachpoliert. Danach habe ich nur Spulenkapsel, Nähfuß und Nadelhalterung entfernt sowie umliegende Mechanik demontiert und gereinigt (beachte: Alle Schrauben waren ohne Kraftanstrengung lösbar!). Als dies erledigt war, wurden alle Ölstellen reichlich mit Feinmechaniköl „gespült“. Nach wenigen Stunden Einwirkzeit ließ sich alles wieder bewegen! Der fehlende Riemen konnte durch vorhandenen Altbestand aus meinem Heimwerkerfundus ersetzt werden. Das Ölkännchen stammt vom Flohmarkt und das Schubfach ebenfalls aus meinem Fundus.
Der Fadenlauf ist selbsterklärend. Ebenso simpel funktioniert die Wickeleinrichtung für die Spule. Um professionelle große Garnspulen als Oberfaden nutzen zu können, habe ich einen der Dorne, ohne das Original zu verändern, verlängert und entsprechend verstärkt. Die Mechanik des Kniehebels mußte nur wenig nachjustiert werden. Bereits der erste Nähversuch (100-er „Allerwelts“-Nadel + passendes Garn) war erfolgreich!
Die Maschine näht seit der Aufarbeitung wieder mühelos dicke Stofflagen, Gurtbänder und selbstverständlich auch dickeres Leder (mit Ledernadel und wenn das Leder nicht zu hart ist). Einziges Limit: Das Nähgut muß unter den Fuß passen. Feines Leder habe ich nicht getestet, dies nähe ich mit einer alten Schranknähmaschine von Altenburg.
Die Maschine nutzt handelsübliche Flachkolbennadeln und CB-Greifer-Spulen, der Freiraum unter dem Arm beträgt 14cm x 28cm.
Text: C. Friedemann
Traditionell, ganz im Sinne des Firmengründers Georg Michael Pfaff (1823 – 1893), wurde die G.M. Pfaff AG (AG ab 1926) sehr erfolgreich in den 1920er Jahren geleitet. Seine Kinder, Sohn Georg (1853 – 1917), Tochter Lina (1854 – 1929), Sohn Jacob (1856 – 1889) und dessen Sohn Karl (1888 – 1952), machten das Unternehmen „Pfaff“ zu einer Weltfirma. Eine Pfaff-Konstruktion aus dieser Zeit ist die hier gezeigte Zickzack-Nähmaschine der Klasse 130 (gebaut 1931 – 1954). Den Konstrukteuren von Pfaff ist mit der 130 etwas Besonderes gelungen. Aufbauend auf dem bis dahin erreichten technischen Entwicklungsstand flossen in ihre Konstruktion die neuesten Erkenntnisse zum Bau von Zickzack-Nähmaschinen ein. Die Maschine erhielt keinen CB-Greifer, sondern Pfaff baute einen neuen Zickzack-tauglichen Umlaufgreifer, auf der Grundlage des Singer Umlaufgreifers System 95. Der neue Pfaff-Greifer (Pfaff Kl. 134) ist größer als der von Singer, was bedeutet, dass diese nicht austauschbar sind, das trifft auch für die Spulen und Spulenkapseln zu. Warum Pfaff für diese Konstruktion den Singer-Greifer als Grundlage genommen hat, ist leicht nachvollziehbar. Als Geradstichvariante zeigt er bei einer NM nach links und die Nadel wird von links nach rechts eingefädelt. Für den Zickzack-Stich wird er nach vorn gedreht und die Nadel wird von vorn nach hinten eingefädelt. Das ist für den Nutzer eine handliche Einrichtung. Hätte Pfaff den doppelt umlaufenden Greifer (107W) von Wheeler u. Wilson gewählt, dann funktioniert dieses Prinzip nur, wenn der Greifer nach hinten zeigt, in diesem Fall wird die Nadel von vorn nach hinten eingefädelt, denn eine Geradstich NM mit diesem Greifer, fädelt man von rechts nach links ein. Auf diese, für den Nutzer doch unhandliche Bedienung, hat sich etwas später Bernina eingelassen. Dort wurde der Greifer von Wheeler u. Wilson gewählt, nach hinten gedreht und z.B. in diverse Bernina Haushaltsnähmaschinen eingebaut (siehe Bernina 117). Der Greifer 107W wird wegen seiner hohen Leistungsstärke meist in Industrienähmaschinen verbaut, bei Pfaff finden wir ihn z.B. auch in der Kl. 114. Unter heutigen Bedingungen (mit Öldruckschmierung) erreichen Umlaufgreifer in den Industrienähmaschinen eine Geschwindigkeit von mehr als 5000 Stichen in der Minute. Der Greifer 107W wird in Industriemaschinen oft waagerecht verbaut, z.B. können zwei (oder mehr) Greifer nebeneinander angeordnet, für einen 2 Nadel/Mehrnadel Einsatz, Anwendung finden.
Die Pfaff ZZ-Nähmaschine Kl. 130 erinnert mit ihrer Bauweise (Schnurkette und Doppelumlaufgreifer) an die Schnellnäher-Geradstich-Gewerbenähmaschinen aus der Zeit vor 1930. Pfaff hat mit ihrem Bau der Konkurrenz seine Stärke bewiesen. Sie ging als zeitlos in die Geschichte ein und ist heute noch sehr begehrt. Dieser damals entwickelte Greifer (Pfaff Kl. 134) hat sich im Nähmaschinenbau durchgesetzt, es gibt ihn in den meisten Nähmaschinenbaureihen von Pfaff, wegen seiner Leistungsstärke hat ihn Pfaff auch in den Industriemaschinen eingebaut, weswegen er gern als Industriemaschinen-Greifer bezeichnet wird.
Die Pfaff 130 besitzt eine robuste und langlebige Bauweise, hat eine leichtgängige Mechanik, die leise und sehr genau näht. Das Nähverhalten der Pfaff unterscheidet sich deutlich von einer Singer ZZ Kl. 206. Was man bei Singer als fließend, schnell und wendig erkennt, ist bei der Pfaff 130 ruhig und überschaubar. Hauptsächlich ist dafür der Transporteur verantwortlich, denn da hat Pfaff auch eine andere Mechanik entwickelt. Wer sich aber einmal daran gewöhnt hat, der möchte die Nähmaschinenmarke nicht wieder wechseln!
Die Pfaff 130 ist laut Hersteller eine Nähmaschine für den Haushalt, die Damenschneiderei und die Heimindustrie. Die Maschine benötigt das Nadelsystem 705-130 (handelsübliche Flachkolbennadeln), sie näht beide Grundstiche sehr leichtgängig und leise. Für eine lange Nutzungsdauer möchte sie immer gut gepflegt werden, sonst reagiert sie mit Schwergang und der Zickzack-Mechanismus macht Probleme. Man kann die Maschine mit einem Anbaumotor gut motorisieren, so dass sie im Haushalt von heute ihre Dienste voll entfalten kann.
Bei mir gehört die Pfaff Kl. 130 in die 1. Liga, sie bekommt auf meiner Skala von 1 – 10, 9 Punkte.
Vorteile
Lange Nutzungsdauer, hochwertige Verarbeitung, leistungsstarker Pfaff-Umlaufgreifer (Kapseln u. Spulen von Singer passen nicht), Schnurkette für geräuscharmen Lauf, gutes Stichbild, Nadelsystem 705-130, versenkbarer Transporteur
Nachteile
Gewicht: 14/15 kg, in den 1950er Jahren wurden Kunststoffteile in die 130 eingebaut
Hinweis
Beim Ölen der Maschine muss die Schnurkette verschont bleiben!
Benötigt immer gute Pflege, vertrocknetes Öl beeinflusst die ZZ- Mechanik sowie den Stichlagenhebel, die Maschine bevorzugt mercerisiertes Garn, kommt teilweise mit Billiggarn zurecht.
Text: I. Naumann
Die Pfaff 130-115 ist die Biesenausführung der Pfaff 130 und hat einen speziellen, verstellbaren Nadelhalter, der 1-3 Nadeln aufnehmen kann. Hat man zwei Nadeln eingespannt, lässt sich der
Abstand der Nadeln von 2,5mm stufenlos bis 4,5mm verstellen (es gibt auch eine Version mit nicht verstallbarem Nadelhalter für 2 Nadeln).
Um Biesen zu nähen, benötigt man das Biesenzubehör, spezielle Rillenfüße und Platten, die über die Stichplatte geschoben werden (hier sind 3 Füße und 3 Platten dargestellt). Ferner kann man beide
Oberfadenspannungen getrennt einstellen.
Bei drei Nadeln wird der 3. Faden in den gleichen Fadenweg wie für den 1. Faden gefädelt.
Es werden Rundkolbennadeln des Typs 130B benötigt, keine Flachkolbennadeln 130-705 wie die Pfaff 130-6. Anstelle des Systems 130B können auch folgende Nadeln verwendet werden: Canu
14:25, DBX1, 16x231, 287 WH, 1738 (A).
Text: B. Schlappa und Nähmaschinenverzeichnis
Erläuterung zu den abgebildeten Füßchen:
1. Biesenplatten und Füßchen
(für große Biesen in dickem Material wie Filz wie mir scheint...)
2. Soutachefuß ( in der Anleitung nicht aufgeführt )
3. Kurvennähfuß
4. Drahtaufnähfuß
5. Zickzacksäumer 2,5mm
6. (Sonderberechnung) Pikier-und Staffierapparat
7. (Sonderberechnung) Hutrand-Bandeinfaßapparat
8. (Sonderberechnung) Hutrand-Umnähapparat
9. Stopfhaken und Platte zum sticken/stopfen
10. Kantenlinel mit Schraube
11. beweglicher Zickzackfuß
12. (an der Maschine) Zickzack-Kantensteppfuß mit Wattierlineal
Gewerbenähmaschine Pfaff 114, mit Zickzack, für dickes Material, aber nur Untertransport, Nadelsystem 134, Stichbreite max 7mm, Stichlänge max 5mm, Stichzahl max 2000 pro Minute (je nach Motorisierung), Baujahr ca. 1952.
Die Nähmaschine stammt aus der Zeit um 1940 rum. Mein Urgroßvater sowie mein Großvater haben damals – insbesondere in der dunklen Jahreszeit – als Zuverdienst neben der Landwirtschaft für Dritte geschneidert. Beide hatte eine Schneiderlehre absolviert. Die Schneiderei brachte gutes Geld. Die Stoffe wurde nach Wunsch des Kunden in Hamburg gekauft und der Anzug dann nach Maß auf dem kleinen Hof in Schönberg im Kreis Herzogtum-Lauenburg in Schleswig-Holstein in der Schneiderstube unter dem Altenteilergiebel erst hälftig und dann nach Anprobe vollständig hergestellt.
Auch mein Vater saß viel an der Pfaff und nähte für uns Kinder Säume um, ließ Nähte aus oder fasste enger oder reparierte Kleidungsstücke.
Leider ist mein Vater im Januar 2021 im Alter von 88 Jahren verstorben. Mein Cousin Jan übernimmt die Maschine mit großem Respekt vor den Altvorderen.
Text: B. Siemer
Die in den 30er bis 40er Jahren gebaute Pfaff 133 ist eine schwere, kurze Geradestichnähmaschine zur Verarbeitung von leichtem und mittlerem Material. Der linksumlaufende Doppelumlaufgreifer für die typischen Pfaff-Spulen (schräge Öffnung oben an der Kapsel) schafft bis zu 3500 Stiche die Minute und prädestiniert die Maschine für die gewerbliche Nutzung beispielweise bei der Weisnäherei. Die Königswelle sorgt für absolut leisen und zuverlässigen Lauf. Am ehesten ist die Maschine mit der längeren 138 zu vergleichen. Hier die Ausführung mit Kapsellüfter.
Die Maschine ist um einiges schwerer und solider als handelsübliche Haushaltsnähmaschinen (siehe Vergleichsfotos), sämtliche Details wie Öldochte, Augenschutz am Fadengeberhebel und massiver Stichlängenhebel weisen sie als Gewerbenähmaschine aus.
Die Maschine ist für Nadeln des Typs 133 vorgesehen, sie funktioniert aber auch tadellos mit Nadeln des Typs 134 (etwas länger und dicker), moderne Bezeichnung DPx5, geeignet bis Nadelstärke 120.
Die verwendeten Füßchen sind sog. Hochschaftfüßchen (41mm).
Text: Nähmaschinenverzeichnis
Pfaff 6, schwarz
Ein besonderes ebay-Schnäppchen für € 1,-. Die eingestellten Bilder waren viel zu dunkel, die Beschreibung karg und die Auktion nur für Selbstabholer ohne Versand, dadurch konnte ich sie günstig erstehen, obwohl Nähmaschinen mit Handkurbel und ohne Tisch sonst mehr kosten. Sogar die originale Blechdose und etwas Zubehör waren dabei.
Sie ist eine der frühen 6er, erkennbar an der schwarzen Farbe. Das Gehäuse hat Aussparungen für die Beleuchtung, die der grünen 6 fehlen. Dieser Maschine fehlt die Stofftransportversenkung, die die grüne 6 hat.
Die Maschine und auch die Kurbel sind sehr gut verarbeitet und alles läuft leicht. Dank des Holzkoffers ist sie sogar in Maßen transportabel, aber weite Wege legt man ungern zurück, da sie mit Koffer etwa 18 kg wiegt.
Pfaff 6, grün
Diese Maschine stand lange Zeit als Deko bei einem Raumaustatter und dann in den Kleinanzeigen „zu verschenken“ drin, zusammen mit einer Pfaff 30/31, jeweils mit Holztisch und Handbuch. Die Pfaff 6 ist neuwertig, lediglich auf der Rückseite hat sie kleine Beschädigungen im Lack.
Sie näht leicht und leise und ist, wie die 60, mit dem CB-Greifer ausgestattet.
Die 60 und die 6 haben die Pfaff 30 abgelöst und sind auch sehr ähnlich aufgebaut.
Text: D. Pohlmann, April 2015
Diese Pfaff war viele Jahre in einem Gartenschuppen abgestellt, beim zugehörigen Nähtisch hatte sich das Furnier bereits großflächig abgelöst.
Die Nähmaschine selber war schon stark verrostet. Nach der Reinigung und dem Ölen läuft die Pfaff aber erstaunlich leicht und leise und sie funktioniert wieder gut.
Diese Pfaff 60 unterscheidet sich von der Pfaff 6 durch das Nählicht und den Einfädler.
Die Pfaff 60 wurde auch gerne im Unterricht verwendet, so wie diese ehemalige Schulmaschine, ausgestattet mit dem originalen KU-52 Motor:
Text: D. Pohlmann, April 2015
Die Pfaff 230 ist die Nachfolgerin der Pfaff 130, sie besitzt einen Umlaufgreifer und lässt sich mit einem Anbaumotor versehen (weitere Informationen siehe Automatik-Variante Pfaff 230
Automatic).
Die Haushaltsnähmaschine Pfaff 230 Automatic ist das erste Zierstichwunder von Pfaff aus der zweiten Hälfte der 50er Jahre. Sie sehen hier ein Modell, das ursprünglich ganz bequem per Fuß angetrieben wurde. Die normale Vorrichtung für einen Anbaumotor macht eine unproblematische Motorisierung möglich. Pfaff hat hier eine einzigartige, hochwertige, konkurrenzlose Automatik geschaffen. Sie besteht aus 8 Grundprogrammen, die durch eine zusätzliche Steuerung des Zickzackausschlags, der Stichlage, der Musterlänge und Stichlänge bis auf 80 verschiedene Zierstiche erweitert werden kann. Für die damalige Zeit war das von anderen Unternehmen unerreichbar. Die Automatik-Nähmaschine zeichnet sich nicht nur durch die hohe Anzahl an möglichen Zierstichen aus, sondern sie verfügt über eine einzigartige hochwertige Mechanik. Hier kann man wirklich sagen: „Sie funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk“, sie näht leichtgängig, leise, weich und genau. Und weil sehr viel Mechanik bewegt werden muss, ist die Pflege bei der Automatik-Nähmaschine das A und O und die Voraussetzung dafür, dass sich diese Maschinen heute noch so großer Beliebtheit erfreuen. Die Maschine ist stabil gebaut, sie wiegt 16 kg. Die obere Abdeckung und die linke Verkleidung neben dem Fadenarm sind aus Aluminium, sonst besteht das Gehäuse aus Gusseisen. In der wertvollen Mechanik befinden sich 2 Zahnräder aus langlebigem Kunststoff, Fachleute stufen diese Teile als notwendig und unbedenklich ein. Serienmäßig, seit dem Bau der Zickzack-Nähmaschine 130, gehört der bewährte und leistungsstarke Doppelumlaufgreifer und das Nadelsystem 705/130 zur Grundausstattung der neuen Generation von Pfaff-Nähmaschinen. Eine sensationelle Ausstattung ist der automatische Einfädler, siehe Foto Nr. 12/13. Optisch wirken die Armaturen der Pfaff Automatic-Nähmaschinen kompliziert. Neulinge könnten sagen: „Bloß nichts anfassen und verdrehen, damit nichts kaputt gehen kann“. Aber dem ist nicht so, es kann nichts kaputt gehen, wenn man einen Schalthebel bewegt, es fehlt dann höchstens noch eine oder mehrere Schaltbewegungen, damit eine ordentliche Ziernaht entsteht. Und für Nutzer, die keine Bedienungsanleitung zu ihrem geerbten oder erworbenen Oldie haben, finden sie in den Fotos Nr. 3/11 die Auflösung der Schaltknöpfe. Zur Einstellung einer Ziernaht ist die Einstellung
des Zickzack-Ausschlages = Buchstabe A,
der Stichlänge = „ B,
der Steuerung = „ C,
des Programmes = „ D,
der Musterlänge = „ E,
der Stichlänge = „ G notwendig.
Der Hersteller Pfaff hat natürlich zu jeder verkauften Automatik-Nähmaschine eine Musterwahlscheibe mitgeliefert, aber nach so langer Zeit gehen die schon mal verloren. Und weil ich auch keine habe, habe ich entsprechend dem Foto der Musterwahlscheibe in der Bedienungsanleitung alle abgebildeten Nutz- und Zierstiche angefertigt und mit der entsprechenden Einstellung beschriftet, siehe Foto Nr. 22, 23 und 24. Die 8 Ziernähte entsprechend dem Foto 24 haben alle ganz enge Stiche, wenn man die Stichlänge vergrößert, dann verlängert sich auch das gesamte Muster. Leider trifft das auch auf den genähten Zickzack, der die Einstellung A = 0, B ohne Einstellung, C = 3, D = 3, E = 1 und G = 0,5mm hat, zu. Der genähte Zickzack ist in dieser Form für mich nicht brauchbar und weil ich auf diesen Stich bei meinen Näharbeiten nicht verzichten möchte, kommt bei mir eine andere Nähmaschine, die den klassischen genähten Zickzack als Programm und das gleiche Nähverhalten hat, wie z.B. die Gritzner Selecta, die Meister noblesse oder eine Ideal Superautomatic, zum Einsatz. Unter der Einstellung: A = 0, B = R, C = 1, D = 6, E = 1, G = 1mm, entsteht eine Zickzack-Geradstich Kombination, die als Blindstich verwendet werden kann. Weil die daraus entstehenden Geradstiche ganz eng genäht werden, ist auch dieser Stich für mich uninteressant. Die 8 Zierstiche entsprechend dem Foto Nr. 24 machen sich besser als Raupenzierstiche, wie sie das Foto 25 zeigt. Weil die Pfaff Automatic-Nähmaschine durch ihre einzigartige und faszinierende Mechanik immer wieder neugierig macht, ist diese Maschine die absolute Nr. 1 bei den Nähmaschinen-Liebhabern. Die Anzahl und die Auswahl der möglichen Zierstiche können es nicht sein, denn dazu benötigt man sie bei den Näharbeiten im Haushalt zu wenig. Ich liebe diese Maschine auch, auch wenn ich zum Nähen andere nehme, gehört sie bei mir in die 1. Liga. Und weil bei mir nur Maschinen, die keine Kunststoffteile in der Mechanik haben, 10 Punkte bekommen, bekommt die Pfaff Automatic auf meiner Skala von 1 bis 10, nur 9 Punkte.
Vorteile
leichtgängige Mechanik, hoher Komfort, Pfaff Umlaufgreifer (Kapseln u. Spulen des norm. Umlaufgreifers passen nicht), Nadelsystem 705/130
Nachteile
ohne Bedienungsanleitung ist die Ziersticheinstellung nur bedingt möglich, Zierstichautomatic muss ab und zu bewegt werden, damit sie nicht schwergängig wird
Text: I. Naumann
Hier sehen sie die Haushaltsnähmaschine Pfaff 332 in der Zickzack-Ausführung aus den 50er Jahren.
An der doppelten Schnurkette (siehe Foto Nr. 04) kann man erkennen, dass es sich um ein frühes Modell aus der Baureihe handelt.
Der Grundaufbau einer Pfaff Zickzack oder Automatik ist in jeder Klasse baugleich.
Der Gewichtsunterschied ist nur gering, das Mehrgewicht durch die Automatik wird durch das bei der Zickzack- Nähmaschine noch aus Aluminium bestehende Handrad ausgeglichen. Die Pfaff 332 Zickzack wiegt 12 kg, die 332 Automatic etwas mehr. Beide Nähmaschinen haben das gleiche Nähverhalten und liefern ein ausgezeichnetes Nahtbild.
Die Hausfrau, der das Zierstichangebot nicht wichtig war, konnte in den 50er Jahren mit dem Kauf einer solchen Zickzack-Nähmaschine beste Pfaff-Qualität zu einem kleineren Preis erwerben. Und das trifft bei guter Pflege dieser Oldies auch heute noch zu. Bei mir gehört auch diese Maschine in die 1. Liga und sie erhält auf meiner Skala von 1 bis 10, 9 Punkte.
Vorteile
(siehe Pfaff 230/332 Automatik), angebauter Klapptisch
Nachteile
die alten Kondensatoren müssen meist wegen Ausfall erneuert werden
Text: I. Naumann
In den 50er Jahren hat Pfaff den Anschluss an das neue Nähmaschinenzeitalter geschafft. Etwas verspätet, denn Elna, Bernina usw. waren schon präsent mit ihren Freiarmmaschinen. Aber dann war sie da, die Freiarmmaschine von Pfaff und was für eine! Die Freiarmvariante von Pfaff ist die revolutionäre Entwicklung auf dem Nähmaschinenmarkt der 50er Jahre. Neben der einzigartigen Automatik, die ich schon bei dem Schwestermodell dieser Baureihe, der 230 Automatic, Flachbett, beschrieben habe, gibt es hier einen am Freiarm zu bedienenden Klapptisch, der sogar noch verlängert werden kann. Bis heute ist diese Technik unschlagbar und sicher ein Grund, weswegen gerade diese Pfaff-Nähmaschinen so begehrt sind. Die Automatik der Modelle 230 und 332 hat den gleichen mechanischen Aufbau, ältere Modelle haben, wie im Bild Nr. 15/16 sichtbar ist, eine breitere Schnurkette (Bild Nr. 7, jüngeres Modell). Im Bild Nr. 9 können Sie z.B. sehen, dass beide Maschinen die gleichen Zierstiche mit der selben Einstellung nähen. Im Vergleich mit Maschinen anderer Anbieter sind diese Modelle von Pfaff mit 12 kg leicht. Das gesamte Gehäuse und der Klapptisch sind aus stabilem Aluminium-Guss, nur die Verlängerung des Tisches ist aus Eisenblech. Seit dem Bau der Zickzack 130 hat sich bei Pfaff die Schnurkette als Antrieb bewährt und durchgesetzt. Sie ist lange haltbar, macht jede Maschine leichtgängig und hat zu einer erheblichen Materialeinsparung beigetragen. Beim Nähen mit so einer Maschine stellt man sofort den Unterschied zu anderen Anbietern fest. Es ist das Pfaff-typische angenehme und leichtgängige Nähverhalten, das diese Nähmaschinen haben.
Die Pfaff 332 gehört, wie die 230, in meine 1 Liga und sie erhält aus den gleichen Gründen auf meiner Skala von 1 bis 10, 9 Punkte.
Vorteile
siehe bei 230 Automatic,
Nachteile
siehe bei 230 Automatic, weiterhin kann man bei den alten Maschinen die Kondensatoren an den Einbaumotoren als Schwachstelle bezeichnen
Text: I. Naumann
Dies ist vermutlich der Prototyp einer Pfaff 81, aus dem Besitz eines langjähriger Pfaff-Mitarbeiters. Er müsste entstanden sein, nachdem Pfaff 1957 Gritzner übernahm und Teile des Nähmaschinen- und Formenprogramms bei Pfaff integriert wurden. Dieser Prototyp verwendet ein Oberteil, das dem der Gritzner Dorina 8 und der späteren Pfaff 81 ähnelt und ein Unterteil, das dem der Pfaff 332 ähnelt. Die Griffe und Schalter, auch die seitlichen Ausführungen sind aber noch deutlich abweichend von beiden Maschinen und zum Teil der Pfaff. Die Lackierung entspricht der der Pfaff 332 (grünlich Hammerschlag), die Fadenspannung der der Pfaff 90. Daraus entstanden später die Pfaff Geradstichmaschinen 8, 80, 81 und die ZZ-Maschinen Pfaff 9, 90, 91.
Text: Nähmaschinenverzeichnis
Ende der 50er Jahre erwarb die Pfaff AG mit der Aktienmehrheit die Rechte an der Gritzner-Kaiser Nähmaschinen-Produktion in Karlsruhe-Durlach.
Ende der 50er Jahre kamen die neuen Modelle, wie die hier gezeigte Pfaff 8 Geradstich-Haushaltsnähmaschine, auf den Markt. Sie zeichneten sich durch eine völlig neue Form, die weder einer alten Pfaff noch einer Gritzner ähnelt, aus. In der neuen Form steckt aber das Kräftige von Gritzner und bei der Mechanik haben wir es mit der angenehm leichtgängigen von Pfaff zu tun. Die Pfaff 8 ist stabil gebaut, bis auf die Lampenverkleidung (Aluminium) ist das gesamte Gehäuse aus Gusseisen und sie wiegt ohne Motor und ohne Sockel 13 kg. Eine Vorrichtung für einen Anbaumotor gibt es nicht, entweder hat die Maschine einen Einbaumotor oder sie wird per Fuß angetrieben. Die Pfaff 8 mit Motorantrieb kann als Tisch-Nähmaschine benutzt werden. Wie im Bild Nr. 20 zu sehen ist, gibt es zur Maschine einen Sockel und einen Anschiebetisch. Im Vergleich mit den Pfaff-Nähmaschinen aus Kaiserslautern gibt es diverse technische Unterschiede, z.B. hat die Pfaff 8 keinen versenkbaren Transporteur, die Stichplatte und das Schiebeblech ähneln der Gritzner-Bauweise und ein hochstehender Einbaumotor mit Reibrad treibt die Maschine an. Eines haben die Maschinen aber gemeinsam, es sind stabile, hochwertige und langlebige Nähmaschinen, die auch hohe Belastungen verkraften, Voraussetzung dafür ist allerdings immer eine gute Pflege. Die Pfaff 8 gehört in meine 1. Liga und erhält auf meiner Skala von 1 bis 10, 9 Punkte.
Vorteile
einfache, überschaubare Bedienung, leichtgängige Mechanik, Pfaff-Umlaufgreifer, Nadelsystem 705/130
Nachteile
keine Vorrichtung für den normalen Anbaumotor, Gewicht mit Sockel u. Tisch, aber ohne Motor, 15 kg, bei Einbaumotor treffen die Hinweise im Text zur Pfaff 93 auch hier zu
Fortsetzung siehe "Pfaff ab 60er Jahre"