Im Jahre 1914, zeitgleich mit dem Beginn des ersten Weltkriegs, gründeten die Büchsenmacher José León Buch Ciaran und Eulogio Estarta Arrillaga Landa in der baskisch-spanischen Stadt Elgoibar (nah der Atlantikküste und zur Grenze mit Frankreich) eine Werkzeugmaschinenfabrik. Die Stadt mit etwa 11400 Einwohnern hat noch heute in Spanien den Beinamen „Stadt der Werkzeugmaschinen“. Bereits ein Jahr nach Produktionsbeginn produzierten Ciaran und Estarta "Bohrmaschinen, Maschinen für spitzenloses Schleifen, Reibungs- und Exzenterpressen, Spezialmaschinen für die Schuhfabrikation oder Schneidermaschinen, auf Anfrage. " Ein paar Jahre später, im Jahre 1920, verkaufte Jose Leon Ciaran "für 38.000 Peseten" seine gesamte Beteiligung an dem Unternehmen, Estarta und ein weiterer Partner namens Ecenarro konzentrierten sich zunehmend auf die Herstellung von Werkzeugmaschinen.
Im Semptember 1936 besetzen die Truppen Francos auch Elgoibar bis zum Ende des Bürgerkriegs 1939. Die Firma Estarta y Ecenarro wurde auf die Herstellung von Rüstungsgütern umgestellt, vor allem zum Bau von „Stabilisatoren, Mörsern und Raketen." Es gab aber keine Zerstörungen und kurz nach dem Bürgerkrieg konnte man die Herstellung von Werkzeugmaschinen wieder aufnehmen.
Im Mai 1939 erwirkte das Unternehmen vom Ministerium für Industrie und Handel eine Lizenz für die Herstellung von Haushaltsnähmaschinen. Die Maschinen wurden zunächst unter dem Namen „Cima“ vermarktet. Da es aber einen schweizer Uhrenfabrikanten gab, der seine Uhren unter diesem bereits geschützten Markenzeichen verkaufte, wählte schließlich Estarta y Ecenarro das Label „Sigma“ für ihre Nähmaschinen.
Nach Jahrzehnten des Wohlstands, in denen bis zu tausend Mitarbeiter beschäftigt waren, traf auch Estarta y Ecenarro die Phase des Niedergangs der Nähmaschinenindustrie in Europa. Zwischen 1990 und 1993 machte das Unternehmen 2.751.000 Peseten Verlust. Nach verschiedenen Versuchen das Geschäft zu retten, endete alles mit der Liquidation der Gesellschaft im August 1995.
Sigma-Nähmaschinen von Estarta y Ecenarro wurden auch nach Deutschland exportiert und von verschiedenen Versand- und Warenhäusern angeboten. Dadurch tauchen in Kleinanzeigen und Internetauktionen hin und wieder diese einfachen, aber robusten Maschinen gebraucht auf. Konstruktiv lehnten sie sich unverkennbar an zeitgleiche Singer- und Pfaff-Maschinen an. Da bis 1995 kaum Kunststoffe eingesetzt und der leicht ersetzbare, universelle Rucksackmotor beibehalten wurde, erweisen sie sich als sehr langlebig.
Die Nähmaschinen-Marke Sigma gibt es auch heute noch, natürlich hauptsächlich in Spanien. Die moderen Sigma-Maschinen werden zusammern mit Necchi-Maschinen vermarktet. Wie auch bei Singer und Pfaff verbergen sich aber Produkte aus Fernost dahinter, die einem vom Design sehr bekannt vorkommen.
Text: Harald Demmer